Schrei-Duell hinter den Kulissen
US-Gipfel mit Selenski überraschend abgesagt

Am Dienstag hätte Wolodimir Selenski zu US-Senatoren sprechen sollen. Doch die Video-Konferenz mit dem ukrainischen Präsidenten wurde aus fadenscheinigen Gründen kurzfristig abgesagt. Jetzt scheint aber klar zu sein, welches der wahre Grund war.
Publiziert: 06.12.2023 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2023 um 16:17 Uhr
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Findet im Moment kein Gehör in Washington: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski beim Singen der Nationalhymne.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Guido FelderAusland-Redaktor

Die Fortschritte an der Front sind ins Stocken geraten, die ukrainische Armee musste in den vergangenen Tagen mehrere Rückschläge hinnehmen. Präsident Wolodimir Selenski (45) ist dringend auf weitere, moderne Waffen aus dem Westen angewiesen.

Am Dienstag hätte er daher in einer nicht öffentlichen Video-Schaltung zu US-Senatoren sprechen sollen, da der Senat am Mittwoch über ein Unterstützungspaket von 106 Milliarden Dollar für die Ukraine, Israel und Taiwan befindet. Über 61 Milliarden wären für die Ukraine bestimmt.

Doch das Gespräch fiel kurzfristig ins Wasser. Die offizielle Begründung: Es sei etwas in letzter Minute dazwischen gekommen.

Ausrede des Verteidigungsministers

Warum lässt der ukrainische Präsident diese so wichtige Sitzung sausen? Verteidigungsminister Rustem Umjerow (41) sagte in einem Interview mit Fox News: «Das ist ein Krieg, die Situation ändert sich. Aber ich denke, Selenski ist dankbar und wird es tun, wenn es das nächste Mal möglich ist.»

Diese Aussage dürfte aber eher eine diplomatische Ausrede gewesen sein. Denn laut dem Nachrichtenportal «Bloomberg» wurde die Rede abgesagt, weil unter den Senatoren die Verhandlungen über neue Hilfen für die Ukraine ins Stocken gekommen sind. Die Republikaner wollten die Hilfe blockieren, weil das Gesamtpaket keine Mittel für die US-Grenzpolizei enthalte.

Streit unter den Senatoren

Die internen Verhandlungen der Senatoren seien in einen «chaotischen Streit» ausgeartet, bei dem sich Politiker angeschrien und sogar den Raum verlassen hätten, schreibt thedailybeast.com. So hiess es, dass der republikanische Senator von Arkansas, Tom Cotton (46), den demokratischen New Yorker Mehrheitsführer Chuck Schumer angeschrien habe.

Selenski bleibt vorderhand das Nachsehen, bis sich die Wogen im Senat gelegt haben und es eine Lösung gibt. Bis dann vergeht wertvolle Zeit, in der die Russen ihre Muskeln spielen lassen. In der Nacht auf Mittwoch beschossen sie vor allem den Süden und den Westen der Ukraine wieder mit 48 Kampfdrohnen, den denen laut ukrainischen Angaben 41 abgewehrt werden konnten.

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