In russischen Militärkreisen trauert man um den ehemaligen Oberbefehlshaber Gennadi Schidko (†58). «Es sind Kommandanten wie er, die man Feldherren nennt», sagt sein Amtskollege Michail Degtjarjow (43) über den Verstorbenen. Schidko sei schon länger krank gewesen und verstarb am Mittwoch. An welcher Krankheit er litt, ist nicht bekannt.
Einige Monate nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine fiel der Verstorbene beim Kreml in Ungnade. Schidko leitete das Kommando russischer Truppen in Syrien. Später wurde er zum Kommandanten der östlichen russischen Militärregion ernannt und zählte zu den erfolgreichsten Männern in der Militärelite. Kurz nach dem Einmarsch in die Ukraine übernahm Schidko den Posten von Alexander Dwornikow (61), der die «Spezialoperation in der Ukraine», wie Russland den Krieg offiziell nennt, zwei Monate geleitet hatte.
Wegen Versagen gefeuert
Vom russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) wurde Schidko sogar als «Held Russlands» ausgezeichnet. Im Oktober 2022 bekam er die Aufgabe, die Militäroperation in der Ukraine zu leiten. Doch weil der Blitzkrieg in der Ukraine scheiterte, wurden die Befehlshaber verantwortlich dafür gemacht – auch Schidko.
Der Kommandant blieb nicht lange in der Position. Im Oktober 2022 wurde er seines Amtes als Generalstab enthoben. Weshalb er gehen musste, ist unklar. Interne Quellen sollen aber sein Versagen in der Ukraine als Grund genannt haben. Und er ist nicht der Einzige.
An Schidkos Stelle trat Sergei Surowikin (56), der immerhin einige Monate im Amt war. Im Juni wurde «General Armageddon», wie Surowikin genannt wurde, festgenommen. Danach leitete General Waleri Gerassimow (67) die Kampfhandlungen. Da er aber von dem geplanten Aufstand der Wagner-Gruppe gewusst haben soll, wurde er gefeuert.
Köpfe rollen weiter
Seit Ende Juni ist Michail Teplinski (54) Generaloberst für die Militärhandlungen in der Ukraine – und soll die Situation jetzt richten. Doch nach der Pannenserie der Kommandanten ist das keine einfache Aufgabe.
Offiziell kommuniziert der Kreml nicht, weshalb die Köpfe der Generäle rollen. Es liegt aber nahe, dass Putin einen Sündenbock für die Fehler und Verluste des russischen Militärs brauchen.