70'000 Männer. So viele russische Soldaten dürften im Ukraine-Krieg gefallen sein. Zu dieser Zahl kam das Center for Strategic and International Studies (CSIS) in den USA vor zwei Wochen. Mindestens 17'375 Namen konnten unabhängige russische Journalisten bestätigen.
Die Todesfälle sind insbesondere in diesem Jahr stark gestiegen. Vor rund einem Monat meldete das britische Verteidigungsministerium mit Berufung auf Statistiken des ukrainischen Generalstabs, dass im Kampf um Bachmut im Schnitt über 800 russische Soldaten täglich starben – wochenlang. Die Zahlen lassen sich zwar nicht unabhängig prüfen. Doch dass in Russland massenweise Särge ankommen, zeigen auch Berichte und Aufnahmen in den sozialen Medien.
So muss ein Friedhof in der fernöstlichen Stadt Wladiwostok bereits ausgebaut werden, weil auf dem eigentlichen Gelände weit und breit kein Platz mehr vorhanden ist. Das ist auf dem russischen Telegram-Kanal «Sirena» zu lesen.
Gräber ausserhalb der Absperrung
Eine Einwohnerin hatte auf dem «Morskoje»-Friedhof (zu Deutsch: Meeresfriedhof) eine Schlange von Leichenwagen gefilmt. «Es wird einer nach dem anderen zum Friedhof gefahren», sagt sie im Video.
Aufgrund der grossen Zahl von Kriegstoten in der Ukraine werden die Soldaten mittlerweile ausserhalb der Absperrung – direkt neben der Strasse – beigesetzt, wie im Video zu sehen ist. «Ich zeige euch die Einfahrt zum Friedhof. Es werden neue Gräber ausgehoben», sagt die Frau, während sie die frischen Gräber, die Särge und die Menschen filmt. Ebenfalls zu sehen ist ein Porträt eines Mannes in Militäruniform in einem schwarzen Rahmen, vor dem Nelken liegen.
«Dort hinten gibts keinen Platz mehr, jetzt werden die Menschen hier vorne beerdigt», berichtet die Friedhofsbesucherin weiter. Sie zeigt zunächst die alten Gräber auf einem Hügel zwischen den Bäumen, bevor sie auf den Vorplatz des Parkplatzes schwenkt, wo sich die Fahrzeuge aneinanderreihen.
«Junge Männer sind umsonst gestorben»
«Junge Männer sind umsonst gestorben», beklagt die Frau, während sie die unzähligen Grabkränze und Holzkreuze filmt. «Horror, Horror!» Noch im Dezember sei ausserhalb des Geländes auf dem «Morskoje»-Friedhof kein einziges Grab gewesen, sagt die Frau. «Jetzt stehen die Leichenwagen Schlange!»
Von den über 17'000 Toten, die die Journalisten von «BBC Russia» und «Mediazona» gezählt haben, stammen mehr als 4000 aus den Regionen Sibiriens und des Fernen Ostens. (man)