In Russlands äusserstem Osten hat Soldat Daniil F.* in der Ukraine begangene Kriegsverbrechen gestanden – und ist daraufhin wegen Verbreitung von «Falschinformationen» zu fünfeinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Das teilte die russische Bürgerrechtsorganisation OVD-Info am Donnerstag unter Berufung auf einen entsprechenden Eintrag im Register des Militärgerichts in der Region Chabarowsk mit. Das Ansehen der Armee zu beschmutzen, ist strafbar in Russland. Moskau bestreitet Kriegsverbrechen.
Aufenthaltsort unklar
Bereits im vergangenen Sommer hat F. dem unabhängigen Investigativportal «Waschnye Istorii» («Wichtige Geschichten») erzählt, zu Kriegsbeginn vor rund einem Jahr unweit der ukrainischen Hauptstadt Kiew einen Zivilisten erschossen zu haben. Er gestand unter anderem, einem ukrainischen Zivilisten «eine Kugel in den Hinterkopf» gejagt zu haben.
Aussagen der Journalistin zufolge, die das Interview führte, beschuldigte der Soldat nach seiner Rückkehr in die Heimat seinen Vorgesetzten, ihm im Nachbarland Befehle zum Morden und Plündern erteilt zu haben. Den Recherchen nach identifizierten auch ukrainische Überlebende in dem Dorf Andrijiwka den Soldaten später als einen der Täter. Wo er sich derzeit aufhält, ist unklar.
Vorwürfe der Inszenierung
Russische Truppen hatten die Region rund um Kiew kurz nach Beginn ihres Angriffskriegs im Frühjahr 2022 einige Wochen besetzt. Nach ihrem Abzug sorgten Bilder insbesondere aus der Kleinstadt Butscha für grosses Entsetzen, wo Hunderte Leichen von Zivilisten gefunden wurden. Trotz zahlreicher Beweisfotos, Augenzeugenberichten und internationalen Ermittlungen, die zu einer offiziellen Einstufung als Kriegsverbrechen führen sollen, hält Moskau weiter an der Behauptung fest, die Ukrainer hätten die Schrecken von Butscha «inszeniert».
Für das öffentliche Anprangern des Massakers wurde Ende vergangenen Jahres etwa der bekannte Kremlgegner Ilja Jaschin in Moskau zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. (SDA)
*Name bekannt