In der Nacht auf Sonntag wird das russische Geschäftsviertel «Moscow City» zum Ziel eines ukrainischen Drohnenangriffs. In dem Viertel sind zahlreiche Bürogebäude angesiedelt, viele Menschen arbeiten dort.
Bei dem Angriff wurde ein Wolkenkratzer getroffen, eine Person wurde verletzt. Zwei weitere Drohnen seien abgeschossen worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf lokale Behörden und Rettungsdienste.
In dem getroffenen Gebäude befinden sich auch Büros von russischen Ministerien. Das stösst einigen Militärbloggern, die bereits in der Vergangenheit nicht mit Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) und der Kreml-Führung gespart haben, sauer auf.
«Warum diese Drohnen jedes Mal plus minus auf der gleichen Flugbahn Richtung Moskau fliegen können, bleibt ein Rätsel», heisst es auf dem Kanal «Greyzone» mit rund 525'000 Abonnenten auf Telegram. Der Kanal soll Verbindungen zur Wagner-Gruppe haben. «Jetzt ist klar, dass Verteidigungsminister Sergei Schoigu und sein Ministerium nicht einmal in der Lage sind, das Zentrum der russischen Hauptstadt zu schützen...», heisst es weiter.
Auch Ukraine schlachtet Angriff aus
Auch auf dem bekannten Telegram-Kanal «Rybar» mit über 1,1 Millionen Abonnenten wird über den Drohnen-Angriff geschrieben. Es mache eigentlich keinen Sinn, die Büros der Ministerien anzugreifen, die Beamten könnten auch von anderen Orten arbeiten. «Dennoch ist Moskau City das grösste Geschäftszentrum der Hauptstadt, wo sich die Büros vieler russischer und ausländischer Unternehmen befinden. Das Hauptziel solcher Angriffe besteht darin, Panik zu schüren.»
Auf ukrainischer Seite wird der Angriff ebenfalls ausgeschlachtet. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) sagte in einer Videobotschaft auf Telegram, die Ukraine werde zunehmend stärker. «Allmählich kehrt der Krieg auf das russische Territorium zurück», so der ukrainische Präsident. Es handle sich um einen «unvermeidlichen, natürlichen und auch absolut fairen Prozess.»
Immer wieder ukrainische Angriffe
Moskau liegt rund 500 Kilometer von der Grenze Russlands zur Ukraine entfernt. Das Stadtgebiet und das Umland der Hauptstadt waren im Ukraine-Konflikt zunächst nur selten ins Visier geraten. Zuletzt aber hatten sich mehrere Drohnenangriffe auf Moskau ereignet, für die die russischen Behörden die Ukraine beschuldigten. Das russische Aussenministerium hatte erklärt, solche Angriffe wären ohne die Unterstützung der Ukraine durch die Nato «nicht möglich».
Mehr zum Ukraine-Krieg
Am Freitag hatten russische Behörden erklärt, die Luftabwehr habe zwei Raketen über der südlichen, an die Ukraine angrenzenden Region Rostow abgefangen. Dabei seien Trümmerteile auf die Stadt Taganrog gefallen, wodurch mindestens 16 Menschen verletzt worden seien. Kurz darauf sei eine S-200-Rakete in der Nähe der Stadt Asow abgeschossen worden, die Trümmerteile seien jedoch in einem unbewohnten Gebiet niedergegangen.
Auffallend: Die Drohnen-Angriffe auf Moskau nehmen zu, obwohl die Kreml-Führung ihrerseits die Luftabwehr rund um die russische Hauptstadt in den vergangenen Monaten massiv verstärkte. Im Januar wurden Bilder veröffentlicht, die zeigten, wie Wälder rund um die Metropole gerodet wurden, um Platz für neue Luftabwehrsysteme zu schaffen.
Auch innerhalb von Moskau wurden Luftabwehr-Raketen auf Hochhäusern installiert. Das Ziel: Die systematische Abwehr von Raketen und Drohnen, die aus der Ukraine abgefeuert werden. Der Nutzen: Offenbar nur eingeschränkt, wie die jüngsten Ereignisse zeigen. (zis)