Sportliche Wettkämpfe zwischen der Ukraine und Russland gibt es seit Beginn des Krieges nur im Tennis regelmässig. Nun tritt Fecht-Olympiasiegerin Olga Charlan an der WM in Mailand gegen eine Russin an – und es gibt ziemlich Wirbel.
Olga Charlan streckte Anna Smirnowa den Säbel entgegen, die Hand wollte sie der Russin nicht reichen. Dies, nachdem die vierfache Säbel-Weltmeisterin in der Runde der letzten 64 Smirnowa mit 15:7 besiegt hatte – die 23-jährige Russin durfte unter neutraler Flagge antreten.
Das Duell war nur zustande gekommen, weil am Vorabend das ukrainische Sportministerium die Erlaubnis für die Teilnahme an solchen Wettkämpfen erteilt hatte, wenn Russen oder Belarussen als Neutrale antreten.
Smirnowas Sitzstreik
Gut 20 Mitglieder der ukrainischen Delegation unterstützten Olga Charlan, riefen immer wieder «Slawa Ukrajini» («Ruhm der Ukraine»). Nach Ende des Gefechts weigerte sich Smirnowa, die Planche zu verlassen, da sie von ihrer Gegnerin nicht gebührend verabschiedet wurde. Als sie mit ausgestreckter Hand auf sie zugegangen war, hatte die Ukrainerin nur kurz den Kopf geschüttelt und der Russin den Säbel entgegengehalten. Smirnowa liess sich auf einem Stuhl nieder, ehe der ihr wieder weggenommen und ihr Sitzstreik beendet wurde.
Später nahm das Ganze nochmals eine Wende. Olga Charlan wurde disqualifiziert, weil sie sich geweigert hatte, ihrer russischen Gegnerin die Hand zu schütteln, nachdem sie sie besiegt hatte.
Ukrainischer Degenfechter mit Boykott
Am Vortag hatte der ukrainische Degenfechter Igor Reizlin den Kampf gegen den Russen Wadim Anochin boykottiert, der als neutraler Athlet antrat. Der Olympia-Dritte von Tokio ging in der Runde der letzten 64 nicht auf die Planche, auf der Anochin wartete. Der Kampf wurde deshalb als «nicht angetreten» zugunsten des Russen gewertet. (SDA)