Die bewaffneten Männer schleichen in Tarnanzügen durch ein Waldstück, gehen hinter Sandsäcken in Deckung und ballern mit ihren Gewehren in der Gegend herum. Ein Helikopter kreist über der Szenerie. Plötzlich rollt ein Panzer heran. Die Söldnertruppe Wagner ist zurück – aber nicht an der Front in der Ukraine.
Eine grössere Gruppe der Kämpfer hat eine gemeinsame Übung mit der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat begonnen. Das verkündete Tschetschenen-Machthaber Ramsan Kadyrow (47) am Montag auf Telegram. Kadyrow brachte in einem Post seine Freude darüber zum Ausdruck, dass das tschetschenische Achmat-Bataillon nun von «Kämpfern mit exzellenter Kampferfahrung, die sich als mutige und effiziente Krieger bewiesen haben», begleitet wird. «Ich bin zuversichtlich, dass sie in kommenden Schlachten ihrem Ruf gerecht werden», erklärte Kadyrow. Die Achmat-Truppen sind ebenso wie die Wagner-Söldner bereits im Angriffskrieg in der Ukraine eingesetzt worden.
Ist die Wagner-Gruppe zurück?
Dem Post beigefügt war ein mit Musik unterlegtes Video, welches Soldaten beim Kampftraining zeigte. Einige der Männer trugen auf ihren Uniformen und Masken Wagner-Abzeichen. Nach Kadyrows Angaben umfasste das Trainingscamp Übungen für Scharfschützen, Maschinengewehrschützen, Pioniere, Artilleristen und Feldmediziner. Wie viele Wagner-Söldner an dem Training teilnahmen und ob sich diese nach Abschluss des Manövers den tschetschenischen Streitkräften anschliessen werden, liess Kadyrow offen.
Zeitgleich hiess es in Berichten verschiedener russischer Medien, dass die Wagner-Gruppe in den russischen Städten Perm und Nowosibirsk angeblich als Einheit der russischen Nationalgarde wieder Rekruten suchen würde. Anführer der Einheit soll ausgerechnet Pawel Prigoschin (25), Sohn des verstorbenen Wagner-Gründers Jewgeni Prigoschin (†62), sein.
Putins skurrile Granaten-Theorie
Jewgeni Prigoschin war im August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, nachdem er im Juni eine Revolte gegen die russische Militärführung angezettelt hatte. Mit dem Aufstand war Prigoschin bei Russlands Präsident Wladimir Putin (71) in Ungnade gefallen. Die Ursache für den Absturz wurde nie von unabhängigen internationalen Experten untersucht. Dies lehnt Russland ab.
Putin lieferte Anfang Oktober eine skurrile Erklärung für den Tod seines früheren Weggefährten. Die an Bord anwesenden Wagner-Mitglieder hätten sich während des Flugs betrunken und dabei mit Granaten hantiert, behauptete der Kremlchef. Diese seien explodiert und hätten den Flieger zum Absturz gebracht.