Der Tod von Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) hinterliess Chaos in der Söldnertruppe – was sollte nun mit den Tausenden Wagner-Kämpfern geschehen?
Jetzt kommt plötzlich ein neuer – und altbekannter – Name ins Spiel: Prigoschins Sohn Pawel (25) soll seinen Vater beerben. Nicht nur finanziell, auch als Nachfolger an der Spitze der Söldnertruppe.
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Ein Dokument, das in russischen Telegram-Gruppen geteilt wird, soll das Testament von Jewgeni Prigoschin zeigen. Darin, notariell beglaubigt am 2. März, wird Pawel Prigoschin als Alleinerbe seines Vermögens ernannt. Das schliesse das Vermögen der Wagner-Gruppe selbst mit ein. Pawel Prigoschin selbst habe am 8. September einen Erbschaftsantrag gestellt.
Neben der Wagner-Gruppe soll Pawel dem Dokument zufolge umgerechnet rund 100 Millionen Franken, ein dreistöckiges Haus in St. Petersburg, neun Aktiengesellschaften und Anteile am Catering-Imperium erben.
Steht Prigoschin unter dem Einfluss von Vatanin?
Über Prigoschin selbst ist wenig bekannt, Bilder von ihm existieren nicht viele. Er selbst soll aber in der Wagner-Gruppe gekämpft haben. Dass der Sohn nun an die Spitze der Gruppe gehievt wird, glauben auch westliche Militärexperten, wie eine Analyse des Institute for the Study of War (ISW) zeigt.
Experten gehen davon aus, dass Prigoschin nur eine Marionette für die wahren Strippenzieher innerhalb der Wagner-Gruppe ist. Das ISW beruft sich auf Wagner-nahe Quellen, die vermuten, dass der junge Mann bei seinen Verhandlungen unter dem Einfluss von Michail Vatanin steht, dem Leiter des Wagner-Sicherheitsdienstes.
Oder stehen diese Gerüchte im Zusammenhang mit der Ernennung von Andrej Troschew? Er wurde vergangene Woche von Russlands Präsident Wladimir Putin (70) im Kreml empfangen und soll künftig «die Bildung von Freiwilligeneinheiten» für den Krieg gegen die Ukraine koordinieren.
Kommt es zur Spaltung der Wagner-Gruppe?
Als einer der erfahrensten Wagner-Kommandanten war Troschew ein hohes Tier in Prigoschins Söldnertruppe, soll den Kreml allerdings frühzeitig vor der Wagner-Revolte Ende Juni gewarnt haben. Zwei Tage, nachdem Jewgeni Prigoschin den Aufstand kurz vor Moskau abgesagt hatte, warf er seinen langjährigen Vertrauten Troschew raus.
Nun könnte es zur Spaltung der Wagner-Gruppe kommen, denn die Gruppe um Michail Vatanin dürfte mit der Ernennung des «Verräters» Troschew nicht einverstanden sein. Mit Jewgeni Prigoschins Sohn könnte die neue Spitze nun versuchen, die Söldner hinter sich zu scharen. Wie Putin zu der neuen Personalie steht, ist bisher nicht bekannt.
Pawel Prigoschin soll gemäss dem Telegram-Kanal «GreyZone» mit dem Verteidigungsministerium in Moskau bereits in Verhandlungen über eine Rückkehr der Wagner-Söldner in den Krieg gegen die Ukraine stehen. (neo)