Letztes Video von Prigoschin aufgetaucht
«Für die, die sich fragen, ob ich lebe oder nicht», beginnt der verstorbene Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ein Video, das ihn in Schutzmontur im Auto zeigt. «Es ist die zweite Hälfte im August 2023, und ich befinde mich in Afrika.» Das Video tauchte in der Nacht auf dem Telegram-Kanal «Grey Zone» auf und wurde bislang nicht veröffentlicht. Der Telegram-Kanal steht der Wagner-Gruppe nahe und kommentierte den Beitrag nicht. «Wenn ihr über meine Geschäfte oder mein Privatleben diskutieren wollt, es ist alles in Ordnung», so der Chef der Wagner-Gruppe.
Es wird gemutmasst, dass das Video am 19. August aufgenommen wurde. Am 23. August, also nur wenige Tage später, sass Prigoschin im Flugzeug von Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, nach St. Petersburg. Der Flieger stürzte ab, die Besatzung (zehn Personen) kam ums Leben.
Kreml zieht vorsätzlich herbeigeführten Flugzeugabsturz in Betracht
Der Kreml teilte am Mittwoch mit, dass die Untersuchung des Flugzeugabsturzes, bei dem Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) und neun weitere Personen in der vergangenen Woche ums Leben kamen, auch die Möglichkeit eines vorsätzlich herbeigeführten Absturzes in Betracht ziehe. «Es ist offensichtlich, dass verschiedene Versionen in Betracht gezogen werden, einschliesslich der Version – Sie wissen, wovon wir reden, sagen wir mal, einer vorsätzlichen Gräueltat», sagte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow (55) vor Reportern. Peskow sagte auch, dass die Untersuchung des Flugzeugabsturzes eine russische Untersuchung sei und dass von einer internationalen Untersuchung keine Rede sein könne.
Kreml gegen internationale Untersuchung des Prigoschin-Absturzes
Nach Angaben der brasilianischen Luftfahrtbehörde will der Kreml keine internationale Untersuchung des Flugzeugabsturzes, bei dem Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) ums Leben kam. Die Regierung in Moskau teilte der brasilianischen Luftfahrtbehörde Cenipa mit, dass sie «vorerst» keine Untersuchung des Absturzes nach internationalen Regeln einleiten wird.
Cenipa hatte zuvor im Interesse der Flugsicherheit erklärt, sich auf Einladung einer Untersuchung unter russischer Leitung anzuschliessen. Voraussetzung: Die Ermittlungen würden nach internationalen Regeln durchgeführt. Gemäss der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation der Vereinten Nationen (ICAO) mit Sitz in Montreal unterliegen Inlandsflüge, wie Prigoschins Flug von Moskau nach St. Petersburg, nicht den internationalen Vorschriften.
Prigoschin, zwei hochrangige Generäle seiner Wagner-Gruppe und vier Leibwächter gehörten zu den zehn Menschen an Bord der in brasilianischen Embraer-Maschine, die am Mittwoch vor einer Woche nördlich von Moskau abstürzte. Die USA und weitere westliche Regierungen beschuldigen den Kreml, den Absturz herbeigeführt zu haben. Der Kreml streitet dies ab. Nach einer kurzweiligen Revolte Ende Juni war der Söldnerführer bei Russlands Präsident Wladimir Putin (70) in Ungnade gefallen.
Wagner-Boss beerdigt
Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) wurde offiziell beerdigt. Prigoschin sei «in einer privaten Zeremonie» beerdigt worden, teilt seine Firma Concord auf Telegram mit. Wann genau die Beerdigung stattgefunden haben soll, teilte die Firma nicht mit.
Interessenten, die sich nun auch von dem am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz getöteten Geschäftsmann verabschieden wollten, könnten dies auf dem Friedhof Porochowskoje tun, hiess es.
Beobachter erwarten, dass das Grab zu einer Pilgerstätte für Tausende Anhänger Prigoschins werden könnte. Über einen Termin und den Ort der Beerdigung wurde seit Tagen in ganz Russland spekuliert. Unklar ist weiter die Ursache des Absturzes des Privatjets mit zehn Menschen an Bord. Die Maschine war am Mittwoch vergangener Woche auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg im Gebiet Twer abgestürzt.
Prigoschin könnte schon am Dienstag beigesetzt werden
Die russische Nachrichtenagentur «Fontanka» berichtet, dass Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) schon am Dienstag auf dem Serafimovskoye-Friedhof in St. Petersburg beigesetzt werden könnte. Der Serafimovskoye-Friedhof wird insbesondere für Bestattungen von hochrangigen Militärs genutzt.
Schwere Polizeiabsperrungen umschlossen den Friedhof, auf dem auch die Eltern von Russlands Präsident Wladimir Putiun (70) begraben liegen. Ein Gottesdienst fand jedoch nicht statt und auf einigen anderen städtischen Friedhöfen wurden ebenfalls verstärkte Polizeipatrouillen beobachtet, berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press. Prigoschin war am vergangenen Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Kreml: Putin nimmt nicht an Prigoschins Beerdigung teil
Russlands Präsident Wladimir Putin (70) habe nicht vor, an der Beerdigung des Anführers der Wagner-Söldnergruppe Jewgeni Prigoschin (†62) teilzunehmen , sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (55) am Dienstag. Peskow sagte Reportern, der Kreml wisse nichts von den geplanten Bestattungsarrangements und sagte, dies sei eine Angelegenheit der Familie.
Prigoschin war in der vergangenen Woche an Bord eines Fliegers gewesen, der in der russischen Region Twer abstürzte. Alle zehn Insassen der Maschine – einschliesslich Prigoschin – starben.
Prigoschin ist offiziell tot
Vier Tage nach dem Absturz eines Privatflugzeugs in Russland ist der Tod von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin nach Angaben der russischen Ermittler durch DNA-Tests bestätigt. Bei den genetischen Untersuchungen seien alle zehn Todesopfer des Absturzes identifiziert worden, erklärte das russische Ermittlungskomitee am Sonntag. Es handele sich um die auf der Passagierliste des Fluges aufgeführten Personen.
«Im Rahmen der Aufklärung des Flugzeugabsturzes im Gebiet Twer wurde eine molekular-genetisch Expertise durchgeführt», teilte das Ermittlungskomitee demnach mit. «Ihren Ergebnissen zufolge wurde die Identität aller zehn Toten festgestellt. Sie entspricht der veröffentlichten Passagierliste.»
Nach dem Absturz der Maschine beruhte die Nachricht vom Tod Prigoschins vor allem darauf, dass sein Name auf dieser Liste der Fluggesellschaft stand. Auch der militärische Anführer der Söldnertruppe, der Ex-Geheimdienstoffizier Dmitri Utkin, und andere Führungsfiguren von Wagner kamen ums Leben.
Die Ursache des Absturzes ist offiziell nicht geklärt. Allerdings gehen weite Teile der russischen Öffentlichkeit wie auch westliche Regierungen davon aus, dass der Privatjet gezielt zum Absturz gebracht wurde. Priogoschin (62) hatte zwei Monate zuvor im Juni eine Meuterei gegen die russische Militär- und Staatsführung angezettelt. Präsident Wladimir Putin nannte ihn damals einen Verräter.
Wagner-Söldner aus Belarus sollen Richtung Russland ziehen
Litauen beobachtet nach dem mutmasslichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin die Aktivitäten von dessen Wagner-Gruppe im benachbarten Belarus ganz genau. «Wir können bereits die Veränderungen sehen, wir können die Aufspaltung sehen, wir können die Versuche sehen, Belarus in Richtung Russland zu verlassen. Es passieren alle möglichen Arten von Dingen», sagte Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas am Freitag bei einem Besuch in der Grenzregion im Südosten des baltischen EU- und Nato-Landes. Dort hielten der litauische Grenzschutz und die Armee gemeinsam eine taktische Übung ab.
«Jeder Prigoschin wird durch einen neuen Prigoschin ersetzt»
Auf die Frage, was aus der Wagner-Gruppe nach dem mutmasslichen Tod ihres Chefs werden könnte, antwortete Anusauskas ausweichend. «Ich kann nur sagen, dass jeder Prigoschin durch einen neuen Prigoschin ersetzt wird«, sagte er litauischen Medienberichten zufolge. Dessen Platz könne einfach von anderen Leuten mit Verbindungen zum russischen Verteidigungsministerium eingenommen werden.
Lukaschenko: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Putin schuld ist»
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sieht keine mögliche Verwicklung von Kremlchef Wladimir Putin in die mutmassliche Tötung des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin. Dessen Privatarmee Wagner solle weiter in Belarus bleiben. Putin könne nicht hinter dem Absturz von Prigoschins Privatjet am Mittwoch stecken, sagte Lukaschenko am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. «Das ist eine viel zu grobe, unprofessionelle Arbeit», meinte Lukaschenko. Auch zwei Tage nach dem Absturz war die Ursache noch nicht geklärt. Gemutmasst wird, dass ein Sprengsatz an Bord war.
«Ich kenne Putin. Das ist ein berechnender, sehr ruhiger und sogar zögerlicher Mensch, selbst wenn er Entscheidungen zu anderen, weniger schwierigen Fragen trifft. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Putin das getan hat, dass Putin schuld ist», sagte Lukaschenko. Er reagierte damit auf Vorwürfe vor allem aus dem Westen, Putin könne seinen Widersacher Prigoschin aus dem Weg geräumt haben. Der Kreml bestreitet das. Lukaschenko ist selbst politisch, wirtschaftlich und finanziell von Putin abhängig.
Flugzeugteile werden abtransportiert
Zwei Tage nach dem Flugzeugabsturz sind die Trümmer der Maschine zu Untersuchungen abtransportiert worden. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Ria am Freitag von der Unfallstelle im Gebiet Twer. Ein grosses Wrackteil wurde verhüllt auf einem Lastwagen weggefahren. Die Teile würden in eine Fahrzeugreparaturwerkstatt der Armee gebracht, berichtete die kremlnahe Zeitung «Iswestija».
Auf dem Telegram-Kanal des russischen Militärbloggers Rybar zeigte ein Video, wie eine Tragfläche des Geschäftsfliegers aus einem dichten Waldstück gezogen wird.
Jewgeni Prigoschin (†62) ist tot. Am Mittwoch ist ein Privatjet des Wagner-Bosses in der russischen Region Twer abgestürzt.
Insgesamt zehn Menschen, darunter drei Besatzungsmitglieder, kamen bei dem Absturz ums Leben. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete unter Bezugnahme auf Einsatzkräfte vor Ort, dass an der Absturzstelle in Twer noch am Abend die Leichen von acht Menschen gefunden wurden, darunter offenbar auch Prigoschins Leichnam. Erst verkündete der staatliche TV-Sender Rossija24 den Tod des Söldnerführers, wenig später auch die russischen Behörden.
Die russische Zivilluftfahrtbehörde Rosawiazija bestätigte, dass Prigoschin auf der Liste der Passagiere des Flugzeugs stand. «Eine Untersuchung des Absturzes des Embraer-Flugzeugs, der sich heute Abend in der Region Twer ereignete, wurde eingeleitet. Laut der Liste der Passagiere sind unter ihnen der Vor- und Nachname von Jewgeni Prigoschin», wird die Behörde von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert.
Rechte Hand von Prigoschin auch an Bord?
«Nach vorläufigen Informationen kamen alle an Bord ums Leben», hiess es wenig später vom russischen Notfallministerium. Derzeit würden Suchaktionen durchgeführt.
Videos auf Telegram zeigten, wie das Flugzeug in Flammen aufging, rasch an Höhe verlor und abstürzte. An der Absturzstelle entstand dichter Rauch. Die Maschine war nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Verstka von Moskau nach St. Petersburg unterwegs gewesen und stürzte im Dorf Kujenkino, nordwestlich von Moskau, ab. Der Flieger startete gegen 19 Uhr Moskauer Zeit (18 Uhr Schweizer Zeit), die Verbindung brach um 19.11 Uhr (18.11 Uhr Schweizer Zeit) ab.
Neben Prigoschin soll sich auch ein weiterer Gründer der Gruppe Wagner, Dimitri Utkin (53), an Bord der Maschine befunden haben. Der russische Fernsehsender Zargrad behauptet, dass die Leichen von Prigoschin und Utkin noch am Mittwochabend am Ort des Flugzeugabsturzes vorläufig identifiziert wurden. Eine genetische Untersuchung stehe aber noch aus. Von offizieller Seite kam bislang keine Bestätigung, dass die Leichen identifiziert werden konnten.
Auf Telegram machte schnell die Nachricht die Runde, dass die Gruppe Wagner nach der Nachricht vom Tod ihrer beiden Anführer ein ausserordentliches Treffen einberaumen würde.
Ungewöhnlicherweise wurden die Informationen zur Passagierliste äusserst schnell veröffentlicht, hebt Verstka hervor. Normalerweise dauere dies Stunden. Das russische Medium «Fontanka» schreibt unter Berufung auf eine anonyme Quelle aus Prigoschins Umfeld, dass der zwielichtige Unternehmer nicht erreichbar war.
Wie die BBC schreibt, hatten sowohl Prigoschin als auch Utkin «Zwillinge» – Bürger, die offiziell ihren Vor- und Nachnamen zu Jewgeni Prigoschin oder Dimitri Utkin änderten. Diese «Namensvettern» sollen auch geschäftlich tätig gewesen sein.
Jet von russischer Armee abgeschossen?
Die Absturzursache war zunächst unklar. Der mit Wagner verbundenen Telegram-Kanal Gray Zone berichtet, dass der Jet von Luftverteidigungskräften in der Region Twer nördlich von Moskau abgeschossen wurde. Anwohner hätten vor dem Absturz zwei Knallgeräusche gehört und zwei Kondensstreifen gesehen. Die Gray-Zone-Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Das Flugzeug mit der Hecknummer RA-02795 stand unter US-Sanktionen.
Der Tod des Wagner-Chefs bei dem Flugzeugabsturz am Mittwoch ist nach Ansicht der US-Regierung «keine Überraschung». Das erklärte die Sprecherin des nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson. US-Präsident Joe Biden (80) wurde nach Angaben des Weissen Hauses nach dem Flugzeugabsturz in Russland über die Lage auf dem Laufenden gehalten.
Biden äusserte sich kurz nach Watsons Statement vor Reportern. «Ich weiss nicht genau, was passiert ist, aber ich bin nicht überrascht», so der Demokrat gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg. Auf die Frage, ob seiner Ansicht nach Russlands Präsident Wladimir Putin (70) hinter dem Absturz stecke, sagte Biden: «Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt.»
Deal mit Belarus-Diktator Lukaschenko
Ein weiterer Jet Prigoschins soll unbestätigten Medienberichten zufolge auf halbem Weg nach Moskau umgekehrt sein. Prigoschin hatte im Juni einen Aufstand gegen die russischen Streitkräfte angeführt. Auffällig: Am Abend des 23. Juni, also vor genau zwei Monaten, hatte Prigoschin seinen «Marsch der Gerechtigkeit» angekündigt.
Die Söldner eroberten die russische Stadt Rostow am Don und marschierten weiter Richtung Moskau. Erst ein dubioser Deal mit Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko (68) stoppte den Wagner-Vormarsch. Im Anschluss an die Meuterei war Prigoschin ins Exil nach Belarus verbannt worden. Berichten zufolge nutzte der Wagner-Chef das Flugzeug auch kurz nach seiner gescheiterten Meuterei, als das Flugzeug am Morgen des 27. Juni von St. Petersburg nach Belarus flog.
Es sei offensichtlich, «dass Prigoschin in dem Moment, in dem er an Lukaschenkos bizarre Garantien und Putins ebenso absurdes Ehrenwort glaubte, ein besonderes Todesurteil für sich selbst unterzeichnete», schrieb Mychajlo Podoljak (51), Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (45), auf Twitter. Die demonstrative Eliminierung Prigoschins und des Wagner-Kommandos zwei Monate nach dem Putschversuch sei ein Signal Putins an die russischen Eliten vor den Wahlen 2024. «Vorsicht! Illoyalität ist gleichbedeutend mit dem Tod.»