Angst ums Vermögen führte zu Geldabzug und Rubel-Absturz
Wagner-Revolte schockierte die Russen

Der Aufstand von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin blieb nicht ohne Folgen. Vor allem sorgte er für Wirren am Finanzmarkt, wie sich jetzt herausstellt. Folgt schon bald die nächste Revolte?
Publiziert: 14.07.2023 um 17:10 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2023 um 13:31 Uhr
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Am 24. Juni nahmen die Wagner-Truppen die russische Stadt Rostow am Don ein.
Foto: AFP
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Guido FelderAusland-Redaktor

Jewgeni Prigoschins (62) Marsch auf Moskau ist zwar 200 Kilometer vor dem Ziel gescheitert, blieb aber dennoch nicht ohne Folgen. Vor allem hat er viele Russinnen und Russen verunsichert.

Wie die russische Zentralbank mitteilt, haben Kontoinhaber während der Wagner-Revolte zwischen dem 23. und 25. Juni rund 100 Milliarden Rubel abgehoben, was umgerechnet rund einer Milliarde Franken entspricht. Es ist ein Fünftel des Betrags, der im gesamten Monat Juni abgehoben wurde.

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Laut Zentralbank war es die grösste Nachfrage nach Bargeld seit der Ankündigung zur Mobilmachung im Herbst 2022, die ebenfalls Panik ausgelöst hatte und die Tausende Russen zur Flucht aus dem Land trieb. Wie die unabhängige «Moscow Time» berichtet, führte auch der Wagner-Marsch dazu, dass vorübergehend die Flüge aus Moskau ausverkauft waren.

Warnung für den Kreml

Die vom Aufstand ausgelöste Verunsicherung führte dazu, dass sich viele Russen mit Fremdwährung eindecken wollten. Wegen dieser finanziellen Wirren stürzte der Rubel gegenüber dem Euro auf einen neuen Tiefststand seit Beginn des Krieges ab, so dass die Zentralbank eingreifen musste.

Zum Vergleich: Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 kosteten 100 Rubel 0.64 Euro. Ende Juni 2022 erholte sich der Wechselkurs auf 1.84, nach dem Marsch auf Moskau stürzte er auf unter 1 Euro ab.

Russland-Experte Ulrich Schmid (57) von der Uni St. Gallen sagt: «Seit jeher ist der Wechselkurs des Rubels ein Barometer für den Krisenzustand des Landes. Dass nun der Prigoschin-Aufstand eine ähnliche Schockwirkung auf den Wechselkurs ausübt wie die Invasion selber, ist ein Warnzeichen für die russische Führung.»

Kommt eine neue Revolte?

Zwar scheint sich der russische Präsident Wladimir Putin (70) mit Prigoschin wieder versöhnt zu haben. Dennoch könnte es zu weiteren Revolten kommen. Denn auch innerhalb der russischen Armee brodelt es.

Einen Tag nach der Absetzung von Generalmajor Iwan Popow (48), der sich intern bei Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) und Generalstabschef Waleri Gerassimow (67) über die Kriegsführung der Armee in der Ukraine beschwert hatte, steigt die Wut bei den Truppen.

Sollte sich die Armee dafür entscheiden, sich gegen den russischen Generalstab, den Verteidigungsminister und schliesslich auch gegen den Präsidenten zu wenden, könnte es für das Trio Gerassimow, Schoigu und Putin brenzlig werden. Ukraine-Aktivist Igor Sushko (37) schreibt auf Twitter: «Die nächste bewaffnete Rebellion gegen Putin könnte sehr wohl von der russischen Armee selbst angeführt werden.»

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