Darum gehts
- Trudeau warnt vor Annexionsfantasien von US-Präsident Donald Trump
- Kanada plant Stärkung des Handels zwischen den Provinzen
- Über 75 Prozent der kanadischen Warenexporte gehen in die USA
Kanada als der 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten – eine Vision, die Präsident Donald Trump (78) schon länger hegt. Während viele die Aussage als einfachen Scherz der US-Bundesregierung abhandeln, warnte sich der kanadische Premierminister Justin Trudeau (53) am Freitag davor, die Aussagen auf die leichte Schulter zu nehmen.
Trudeau sprach Trumps Annexionsfantasien am Wirtschaftsgipfel Evergreen Brick Works in Toronto an: «Das ist echt», wie mehrere kanadische Medien berichten. Grund dafür seien die vielen kanadischen Bodenschätze, so der Premierminister weiter. «Die Trump-Regierung weiss nicht nur, wie viele entscheidende Mineralien wir besitzen. Es ist vielleicht sogar der Grund, warum sie immer wieder davon spricht, uns einzugliedern und uns zum 51. US-Bundesstaat zu machen», betont Trudeau. Die Trump-Regierung wolle Kanada «aufsaugen».
Trump sprach mehrfach von «künstlich gezogener Linie»
In den letzten Monaten hatte US-Präsident Donald Trump wiederholt mit einer Annexion Kanadas durch die USA gedroht. Seine Mittel: «Wirtschaftliche Gewalt» sowie Strafzölle. Anfang Januar bezeichnete der US-Präsident die Grenze zwischen den beiden Ländern als eine «künstlich gezogene Linie», wie «The Globe and Mail» berichtet. Er brachte auf einer vierseitigen Liste seine Beschwerden über die kanadische Handelsregel zum Ausdruck. Anfangs Februar hatte Trump Zölle in der Höhe von 25 Prozent auf alle Waren der wichtigsten US-Handelspartner Kanada und Mexiko eingeführt – ein harter Schlag für die beiden Länder. Durch Freihandelsabkommen sind die Wirtschaften der Länder eng miteinander verflochten. US-Präsident Donald Trump begründete den Schritt mit Vorwürfen, dass die Staaten den Drogenschmuggel und die illegale Migration in die USA nicht bekämpfen.
Nach mehreren Telefongesprächen zwischen Trudeau und dem US-Präsidenten am Montag, verschob dieser die Zölle erneut um 30 Tage. Dies sei ein «Weckruf» für das Land, so der kanadische Innovationsminister François-Philippe Champagne (54) gegenüber dem kanadischen Online-Medium.
Das plant Trudeau jetzt
Die wirtschaftliche Beziehung zu den Vereinigten Staaten begibt sich in eine schwierige Phase, so der Minister. Kanada müsse sehen, dass sie andere Wege findet, um Unternehmensinvestitionen anzuziehen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Derzeit gehen mehr als 75 Prozent der Warenexporte Kanadas in die USA. Trumps Drohung mit hohen Zöllen besonders auf Stahl, Aluminium und Kupfer müsse Kanada dazu veranlassen, schnell zu handeln, um «sein wirtschaftliches Schicksal und seinen Lebensstandard zu schützen».
Premierminister Trudeau präsentierte am Wirtschaftsgipfel sogleich eine mögliche Lösung: Die Prüfung von Handelshemmnissen, die derzeit zwischen den kanadischen Provinzen herrschen. Diese würden den Handel innerhalb des Landes schwächen. «Es ist an der Zeit, dass wir innerhalb Kanadas einen echten Freihandel haben», so Trudeau weiter.