Kolumbien kuscht vor den USA – und Trump hat Blut geleckt
Jetzt wird es für ganz Lateinamerika richtig ungemütlich

Nur eine Woche im Amt, und schon lässt Trump im Ausland seine Muskeln spielen. Kolumbien ist bereit, Migranten «uneingeschränkt» zurückzunehmen. Der Druck des US-Präsidenten auf Lateinamerika wird zunehmen. Für mehrere Staaten dürfte es ungemütlich werden.
Publiziert: 27.01.2025 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2025 um 18:32 Uhr
In seiner ersten Amtszeit machte Donald Trump – hier 2021 in Texas – die Grenze zum grossen Thema.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

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Guido FelderAusland-Redaktor

Kolumbiens Staatschef Gustavo Petro (64) knickt ein wie ein Zündhölzli: Nachdem er sich zuerst geweigert hatte, zurückgeschaffte Landsleute aus den USA aufzunehmen, akzeptiert er nun plötzlich sämtliche Bedingungen von US-Präsident Donald Trump (78). Der hatte seinem lateinamerikanischen Amtskollegen mit Einreisebeschränkungen und massiven Zöllen auf Waren gedroht. 

Der Deal ist eine Machtdemonstration von Trump. Und er zeigt, mit welcher Aggression der neue US-Präsident den Süden des Kontinents in die Knie zwingen will. Sogar militärische Interventionen werden nicht mehr ausgeschlossen!

Trump hatte schon vor Amtsantritt am 20. Januar angetönt, wie er seine Einflussnahme in Südamerika ausbauen wolle. So drohte er mit der Rückeroberung des Panamakanals und kündigte an, an der Grenzmauer weiterzuarbeiten, um die illegalen Immigranten und die «Vergewaltiger» aus dem Süden zu stoppen. Den Golf von Mexiko hat er bereits in Golf von Amerika umbenannt. 

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Kaum zum ersten Mal als Präsident angetreten, liess Donald Trump an der Grenze zu Mexiko – hier ein Bild von 2017 – eine Mauer bauen.
Foto: AP

Trump fühlt sich bestärkt

Gegen Kolumbien hat Trump seinen ersten Erfolg erzielt. Der Streit mit Gustavo Pietro dauerte nur gerade fünf Tage. Dann gab der ehemalige Guerillakämpfer, der seit 2022 als Präsident amtet, nach. Er ist nun plötzlich zur «uneingeschränkten Aufnahme» aller Kolumbianer bereit, welche die USA zurückschicken.

Philipp Adorf (40), Amerika-Experte an der Universität Bonn, urteilt: «Petros Einknicken stärkt Trump in dessen rücksichtsloser Vorgehensweise und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer aggressiveren Politik.» Diese dürfte schon bald Panama wegen seiner wichtigen Wasserstrasse zu spüren bekommen, über die Trump wieder die Kontrolle gewinnen will. 

Kampf gegen linke Regimes

Weiter in Trumps Fokus stehen sozialistisch ausgerichtete Staaten. Sein Aussenminister Marco Rubio (53), der selber kubanische Wurzeln hat, will mit aller Härte den sozialistischen Einfluss in der Region eindämmen. So dürfte sich Trump auch auf Kuba («Hafen für Terroristen»), Venezuela (die «Drogendiktatur»), Nicaragua («Unterstützer von Menschenhandel») und andere linke Regierungen in Lateinamerika einschiessen.

Adorf rechnet mit aggressiven Wirtschaftssanktionen bis hin zur Unterstützung oppositioneller Kräfte. Ja, er traut Trump sogar die ganz harte Tour zu: «Als Ultima Ratio scheinen militärische Interventionen der USA, wie man sie während des Kalten Krieges immer wieder in der Region erlebte, ebenfalls nicht mehr ausgeschlossen.»

Zusammenarbeit mit dem «Mini-Trump»

Mit anderen Staaten dürfte Trump die Zusammenarbeit ausbauen, so etwa mit El Salvador. Er hat angekündigt, ein Abkommen anzustreben, um Migranten diverser Nationalitäten dorthin abschieben zu können. El Salvadors Präsident Nayib Bukele (43) – auch «Mini-Trump» genannt – ist wegen seiner harten Hand gegenüber Kriminellen innerhalb Teilen des konservativen Lagers in der USA beliebt. Adorf: «Andere Staaten könnten in der Hoffnung auf Bevorzugung durch die USA ebenfalls ähnliche Vereinbarungen treffen.» 

Aussenminister Rubio wird noch diese Woche nach El Salvador reisen. Auch Panama, Guatemala, Costa Rica und die Dominikanische Rebublik stehen diese Woche auf seinem Reiseprogramm. 

Wettlauf gegen China

Zu Trumps Zielen mit Lateinamerika gehört nicht nur die Rückschaffung von Migranten, es geht auch darum, den chinesischen Einfluss aus der westlichen Hemisphäre fernzuhalten. Denn China tritt bei Grossprojekten als Planer und Finanzierer auf. Der gigantische Überseehafen Chancay in Peru zählt zur «Belt and Road Initiative», der sich 22 der 33 lateinamerikanischen Staaten angeschlossen haben. Diese neue Seidenstrasse soll den Handel und die Zusammenarbeit zwischen China und Lateinamerika fördern. 

Adorf: «Lateinamerika ist für Trump eine Region, die den geopolitischen und ökonomischen Interessen der Vereinigten Staaten zu dienen hat.» Das bedeutet: Wer mit Washington kooperiert, wird mit einem bevorzugten Vasallenstatus belohnt. Wer opponiert, wird mit rigorosen Sanktionen innerhalb kürzester Zeit in die Knie gezwungen – vielleicht sogar mit militärischer Gewalt. 

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