Ein Video der Wagner-Gruppe, das im serbischen Ableger des russischen Propaganda-Senders Russia Today gezeigt wurde, hat in Serbien Empörung ausgelöst. Zu sehen sind angeblich serbische Freiwillige, die für den Kampf an der Seite russischer Truppen in der Ukraine trainieren.
Die russische Söldner-Gruppe hat das Video extra in serbischer Sprache gedreht, um die Rekrutierung von Freiwilligen für den Krieg zu fördern. Gleichzeitig erschien in Belgrad das Emblem des Wagner-Totenkopfes an einer Mauer im Stadtzentrum. Unterschrieben wurde es von den «Volkspatrouillen», einer rechtsextremen Organisation, die immer wieder Pro-Russland-Kundgebungen abgehalten hat – wenn auch spärlich besucht.
Das Video schlug hohe Wellen. Dabei gilt Serbien eigentlich als Hochburg von Russland-Getreuen in Europa. Doch offenbar geht das Video zu weit. Selbst der serbische Präsident Aleksandar Vucic (52) hat sich inzwischen eingeschaltet. Ihm gefallen die Rekrutierungsversuche überhaupt nicht. Er wendet sich direkt an die Söldner-Truppe und deren Chef Jewgeni Prigoschin (61). «Warum rufen Sie von Wagner dazu auf, wenn Sie doch wissen, dass dies gegen die Vorschriften verstösst», wettert Vucic. Für Serben ist es illegal, sich an Konflikten im Ausland zu beteiligen. Eine Weisung, die übrigens auch für Schweizer Soldaten gilt.
Seit vielen Monaten nicht mehr mit Putin gesprochen
Die Äusserungen von Vucic sind eine seltene Kritik des Präsidenten Richtung Russland – Moskau ist ein enger Verbündeter Serbiens. Eine kleine Anzahl an Serben hat an der Seite der von Russland unterstützten Kräfte in der Ukraine gekämpft, nachdem Moskau die ukrainische Halbinsel Krim im Frühjahr 2014 annektiert hatte. Eine genaue Zahl haben die Behörden bislang nicht veröffentlicht.
Vucic nutzte die Gelegenheit am Donnerstag, um im serbischen Fernsehen einige Dinge klarzustellen. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sei Serbien «neutral». Der Parteivorsitzende der Serbischen Fortschrittspartei betonte zudem, dass er seit «vielen Monaten» nicht mehr mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) gesprochen habe.
Kritiker werfen Serbien häufig vor, seiner langjährigen Freundschaft mit Russland Vorrang vor seinen Ambitionen auf einen EU-Beitritt einzuräumen. Doch was in den letzten Tagen aus Belgrad zu hören war, zeigt den schwierigen Spagat Serbiens zwischen Europäischer Union auf der einen und dem Kreml auf der anderen Seite.
Keine Sanktionen gegen Putin
In der Tat hat Serbien bei den Vereinten Nationen stets für Resolutionen gestimmt, in denen die russische Aggression verurteilt wurde. «Für uns ist die Krim die Ukraine, der Donbass ist die Ukraine, und das wird auch so bleiben», sagte Vucic in dieser Woche in einem Interview mit der US-Agentur Bloomberg.
Andererseits weigerte sich das osteuropäische Land bislang, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Eine kleine Anzahl an Serben hat an der Seite der von Russland unterstützten Kräfte in der Ukraine gekämpft, nachdem Moskau die ukrainische Halbinsel Krim im Frühjahr 2014 annektiert hatte. Teile der Serben befürworten den russischen Angriff auf die Ukraine, in der Hauptstadt Belgrad gab es prorussische Demonstrationen.
Das Europaparlament verabschiedete, um politischen Druck auszuüben, bereits zum zweiten Mal eine Resolution, die eine Aussetzung der EU-Beitrittsverhandlungen fordert. Ein riskanter Schritt, lässt dies Moskau doch Raum für Einmischung auf dem Balkan. Nun will man eilig Beitrittsgespräche mit Albanien und Nordmazedonien führen, Bosnien erhielt den Status eines Beitrittskandidaten.
«Ich weiss, dass die EU unser Weg ist»
Serbien bleibt vorerst aussen vor, was auch daran liegt, dass Vucic bislang keinen Anlass für einen grundlegenden Politikwechsel sah. Zu selten kamen bislang kritische Worte aus Belgrad in Richtung des Kremls. Wenn der serbische Präsident also auf einen Moment gewartet hat, um sich entschlossen dem Westen zuzuwenden, dann könnte dieser jetzt gekommen sein.
«Ich weiss, dass die EU unser Weg ist», sagte er zu Bloomberg. «Es gibt keine anderen Wege.» (nad/AFP)