«Es ist Zeit für Dynamik und neues Blut»
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FDP-Ständerat Müller:«Es ist Zeit für Dynamik und neues Blut»

Politologe und Deutschland-Experte Klaus Armingeon
«Die Deutschen wollen eine Veränderung»

Die deutsche Bundestagswahl endet in einem Kopf-an-Kopf-Rennen ums Kanzleramt. Der schweizerisch-deutsche Doppelbürger und Politologe Klaus Armingeon (66) erklärt, wer der bessere Kanzler wäre und welche Auswirkungen das Resultat auf die Schweiz haben wird.
Publiziert: 27.09.2021 um 02:27 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 07:07 Uhr
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Klaus Armingeon ist Politologe an der Uni Zürich.
Foto: PD
Interview Guido Felder

Herr Armingeon, wie schätzen Sie das Resultat ein?
Das Kopf-an-Kopf-Rennen hat sich angekündigt. Interessant ist, dass wegen des schlechten Resultats der Linken die von vielen gefürchtete Rot-Rot-Grün-Koalition vom Tisch ist. Nun stehen Koalitionen mit Union, Grünen und FDP sowie SPD, Grünen und FDP im Vordergrund.

Könnte es auch wieder eine Grosse Koalition geben?
Auch wenn CDU/CSU und SPD zusammen auf etwas über 50 Prozent kommen, ist das politisch auf allen Seiten kaum mehr gewünscht. Die Profile haben sich in der aktuellen Grossen Koalition abgeschliffen, beide Parteien werden eine erneute Zusammenarbeit in der Regierung vermeiden wollen.

Das heisst, es braucht die FDP für eine Koalition.
Ja, die FDP dürfte mit bescheidenen zwölf Prozent zur Königsmacherin werden. Der Partei von Christian Lindner kommt bei der Formierung einer neuen Regierung eine zentrale Rolle zu.

Hätte der Unions-intern unterlegene, aber beim Volk viel beliebtere Markus Söder für die CDU/CSU ein besseres Resultat erreicht?
Es spricht vieles dafür, dass Söder mit seinem Charisma mehr Leute angesprochen hätte. Laschet wird aber zu negativ eingeschätzt. Er ist alles andere als ein zweitklassiger Kandidat, sondern sehr integrativ, konsensorientiert und als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen auch sehr erfahren.

Was für eine Regierung braucht Deutschland?
Die Deutschen wollen eine Veränderung. Das Land braucht Reformen und daher eine Regierung, die anpacken, das Land modernisieren und Ungleichheiten beheben kann. Aber so schlecht, wie es immer dargestellt wird, geht es Deutschland gar nicht.

Und welcher Kanzler wäre dazu besser geeignet, Laschet oder Scholz?
Beide sind fähig dazu, der eine mehr rechts von der Mitte, der andere mehr links von der Mitte.

Sowohl AfD als auch Linke liegen unter den Erwartungen. Warum verlieren diese extremen Parteien an Rückhalt?
Die Linke leidet an interner Zerstrittenheit und einer stark unterschiedlichen Struktur der Wählerschaften in Ost und West. Die AfD versuchte sich mit Pandemiepolitik zu profilieren, nachdem ihre Themen «Flüchtlinge» und «EU-Probleme» in der politischen Debatte aktuell nicht besonders wichtig waren.

Welche Auswirkungen hat das Resultat auf die Schweiz?
Egal, welche Regierung es geben wird, die Auswirkungen werden klein sein. Auch wenn es zu einer linken Regierung kommt, wird es keine Steuerflucht in die Schweiz geben, wie immer wieder gedroht wird. Wichtiger ist Brüssel: Da werden sowohl Laschet als auch Scholz die bisherige klare Position bewahren. Sie werden freundlich sein, aber auch selber keine Zugeständnisse machen oder die EU auch nicht zu Zugeständnissen bewegen können.

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