Alexander Lapin (58) ist – oder war, so genau weiss man das nicht – ein russischer Generaloberst. Er wurde aufgrund der Leistungen seiner Truppen stark kritisiert, unter anderem von Putins «Bluthund» und neu ernanntem Generaloberst Ramsan Kadyrow (46), sowie dem Gründer und Finanzier der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin (61).
Westliche Beamte berichteten am Donnerstag, dass der unglückliche Generaloberst Lapin, als Leiter des grössten der fünf Militärbezirke Russlands einer der wichtigsten Generäle Putins im Ukraine-Krieg, vom Kreml entlassen worden sei. Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ura.ru nimmt Lapin lediglich eine dreiwöchige Auszeit. Das russische Verteidigungsministerium hat sich bisher nicht zu den Spekulationen geäussert.
Die russische Zeitung «Kommersant» zitiert allerdings die Pressestelle des Zentralen Militärbezirks in Jekaterinburg mit der Bestätigung, dass Lapin zumindest temporär durch seinen Stellvertreter Generalmajor Alexander Linkow ersetzt worden sei. Über Linkow ist wenig bekannt. Zuvor leitete er jedoch die Abteilung für Organisation und Mobilisierung des Zentralen Militärbezirks, wie das Online-Medium Ukrajinska Prawda schreibt.
Russland feuert Befehlshaber nach Befehlshaber
Mit Lapins Abgang versuche Russland, die Verantwortung für das schlechte Abschneiden seiner Invasionstruppen in der Ukraine auf seine Kommandeure abzuwälzen. Dies vermutet zumindest der britische Geheimdienst. Der Rauswurf Lapins sei hierbei nur ein weiterer Beweis dafür. «Falls bestätigt, reiht sich das in eine Serie von Rauswürfen führender russischer Kommandeure seit dem Beginn der Invasion im Februar 2022 ein», hiess es in dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg von Sonntag. «Das ist teilweise wohl ein Versuch, die russische Führungsspitze zu Hause abzuschirmen und Schuldzuweisungen abzulenken», so die Mitteilung weiter.
Russland hat in den letzten zwei Monaten weitreichende Veränderungen in seiner militärischen Führung vorgenommen, da die ukrainischen Streitkräfte Tausende von Quadratkilometern im Nordosten, Osten und Süden von der russischen Besatzung zurückerobert haben.
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«Schlächter von Mariupol» macht neu Logistik
Im Oktober wurde Luftwaffengeneral Sergej Surowikin (56) zum Oberbefehlshaber der in der Ukraine kämpfenden russischen Streitkräfte, kurz nachdem die Befehlshaber des östlichen und westlichen Militärbezirks entlassen worden waren. Im September wurde der für Logistik zuständige stellvertretende Verteidigungsminister General Dmitri Bulgakow (68) durch Generaloberst Michail Mizinzew (59) – bekanntgeworden als «Schlächter von Mariupol» – ersetzt. Er wird von der Europäischen Union beschuldigt, zu Beginn des Konflikts die Belagerung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol organisiert zu haben, bei der Tausende von Zivilisten ums Leben kamen.
Im August meldete die staatliche Nachrichtenagentur RIA, dass der Befehlshaber der Schwarzmeerflotte nach einer Reihe von Demütigungen, darunter der Untergang seines Flaggschiffs und der Verlust von acht Kampfflugzeugen bei einem Angriff auf einen russischen Stützpunkt auf der Krim, entlassen worden sei. General Lapin war damit der letzte hohe Befehlshaber, der im Februar russische Truppen über die ukrainische Grenze geführt hat und noch im Amt war. (chs)