Panzerfahrer dringend gesucht – für umgerechnet 3100 Franken im Monat
Mit diesen Tricks versucht Putin Soldaten zu rekrutieren

Seit mehr als drei Monaten führt Präsident Wladimir Putin schon Krieg gegen die Ukraine. Und dem russischen Militär scheinen die Soldaten auszugehen. Es braucht Nachschub.
Publiziert: 08.06.2022 um 22:28 Uhr
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Russland führt seit mehr als drei Monaten Krieg. Und offenbar gehen dem Militär die Soldaten an der Front aus.
Foto: imago/Russian Look

Der geplante Blitzkrieg ist gescheitert. Kreml-Chef Wladimir Putin (69) führt schon seit drei Monaten Krieg gegen die Ukraine.

Nachdem der russische Angriff in anderen Teilen der Ukraine ins Stocken geraten war, konzentriert sich Russland seit Ende März auf die Eroberung des Donbass. Inzwischen kontrollieren Putins Truppen nach Angaben Kiews ein Fünftel der Ukraine. Doch dafür zahlt die russische Armee offenbar einen hohen Preis.

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Putins Truppen scheinen die Soldaten auszugehen. Es braucht Nachschub. Deswegen wird gerade eine landesweite Rekrutierungskampagne gefahren. An öffentlichen Plätzen und grossen Veranstaltungen werden kurzerhand kleine Büros aufgestellt, um ordentlich die Werbetrommel fürs Militär zu rühren, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Auch im Internet wird geworben. Auf Jobbörsen sind plötzlich Stellen für Panzerfahrer und -mechaniker ausgeschrieben. Der Verdienst klingt verlockend – umgerechnet bis zu 3100 Franken.

Fast 135'000 Soldaten sollten eingezogen werden

Und noch etwas spricht dafür, dass die russische Armee dringend mehr Soldaten an der Front braucht. Die Altersgrenze für den Militärdienst wurde abgeschafft. Das Parlament stimmte Ende Mai für einen entsprechenden Gesetzesentwurf, wie aus der Website der Duma hervorgeht. Damit kann jeder Freiwillige, der das gesetzliche Rentenalter noch nicht erreicht hat, der Armee beitreten. Dieses liegt für Männer derzeit bei 61,5 Jahren.

Bislang konnten sich nur russische Bürger zwischen 18 und 40 Jahren bei der Armee verpflichten, für Ausländer galt eine Zeitspanne zwischen 18 und 30 Jahren.

Bei ihrer Offensive in der Ukraine hat die russische Armee schwere materielle und menschliche Verluste zu verzeichnen, auch wenn diese von Moskau nie beziffert wurden. Im April startete Russland einen Aufruf mit dem Ziel, rund 134'500 junge Menschen einzuziehen. Die Behörden erklärten allerdings, die Rekruten würden nicht an die Front beordert.

Innerhalb der Armee drohen Meutereien

Laut Militär- und Russlandexperten Gustav Gressel (43) drängt die Zeit. Putin müsse das Soldaten-Problem noch im Sommer lösen. «Im September enden wieder viele Vertragsverhältnisse mit russischen Soldaten. Wenn man die mit Zwang verlängert, kommt es womöglich zu Meutereien. Da gab es schon in den letzten Wochen kritische Momente, weil diejenigen, die jetzt ihre Verträge auslaufen sahen, keine Verlängerung wollten», sagt Gressel, der für den European Council on Foreign Relations (ECFR) arbeitet, zum «Tages-Anzeiger»

Momentan arbeite das Militär daran, neue Soldaten durch jede Menge Werbung und einen hohen Lohn zu rekrutieren. Sollte das nicht genügen, könnte Putin schon bald mit Gewalt für Nachschub sorgen. Zwangsrekrutierung!

Russland hat ein Drittel seiner Truppen bereits eingebüsst

Russland macht nur selten Angaben zur Zahl der Opfer im Ukraine-Konflikt. Die letzten Zahlen wurden am 25. März veröffentlicht. Damals gab die Armee die Zahl der getöteten Soldaten mit 1351 an, die der Verletzten mit 3825. Verlässliche Angaben zur Zahl der im Ukraine-Krieg getöteten russischen Soldaten gibt es bislang nicht.

Die ukrainische Regierung gibt die Zahl der getöteten russischen Soldaten mit mehr als 27'000 an. Obwohl dies nach Schätzungen westlicher Experten etwas hochgegriffen ist, gehen auch sie von einem Vielfachen dessen aus, was Russland zugibt.

Das britische Verteidigungsministerium erklärte Ende Mai unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse, Russland habe bereits ein Drittel der für den Ukraine-Krieg bereitgestellten Truppen eingebüsst - das würde den Kampfverlust von rund 50'000 Soldaten durch Tod oder Verletzung bedeuten. (jmh/AFP)


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