Die WHO veröffentlichte am Donnerstag eine neue Schätzung zur Gesamtzahl der Menschen, die zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 31. Dezember 2021 nicht nur an den direkten, sondern auch an den indirekten Folgen der Pandemie gestorben sind. Der Mittelwert von 14,9 Millionen ist fast das Dreifache der offiziell erfassten Covid-Todesfälle.
Neue Schätzung bezieht auch indirekte Pandemie-Folgen mit ein
Die WHO stützt sich bei ihrer neuen Schätzung auf die sogenannte Übersterblichkeit, die die Zahl der erfassten Todesfälle in einem Jahr mit der durchschnittlichen Sterblichkeit in den Vorjahren vergleicht. In die Schätzung fliessen dabei auch Opfer ein, die nicht direkt an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind, sondern an den indirekten Folgen der Pandemie wie überlastete Krankenhäuser. Dazu zählen beispielsweise Kranke, deren Operationen verschoben werden mussten, oder Krebspatienten, deren Chemotherapien später starteten.
Nach ersten Corona-Fällen in China Ende 2019 hatte die WHO am 30. Januar 2020 den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. In den Jahren 2020 und 2021 wurden der WHO weltweit 5,42 Millionen Todesfälle durch Covid-19 gemeldet. Mit den neuen Todesfällen seit Anfang 2022 ist die Zahl auf 6,24 Millionen angestiegen.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte, die «ernüchternden» neuen Zahlen der WHO verdeutlichten nicht nur die Auswirkungen der Pandemie, sondern auch die Notwendigkeit, überall auf der Welt in «widerstandsfähigere Gesundheitssysteme» zu investieren, um auch im Krisenfall eine grundlegende Gesundheitsversorgung gewährleisten zu können.
Mehr Todesopfer waren Männer als Frauen
Nach Angaben der WHO konzentrierten sich die höchsten Zahlen bei der Übersterblichkeit - 84 Prozent - auf Südostasien, Europa und Nord- und Südamerika. 68 Prozent davon entfielen allein auf zehn Länder. Auf Länder mit mittlerem bis unterem Einkommen entfielen 53 Prozent der zusätzlichen Sterbefälle, auf Länder mit niedrigem Einkommen vier Prozent. Bei Ländern mit hohem Einkommen waren es 15 Prozent, bei Ländern mit mittlerem Einkommen 28 Prozent. 57 Prozent der Todesopfer waren Männer und 43 Prozent Frauen.
Nach Angaben der für Datenverarbeitung zuständigen Vize-Generaldirektorin der WHO, Samira Asma, sollen die Informationen politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, Strategien gegen Übersterblichkeit zu entwickeln und künftige Krisen besser zu managen. Laut WHO entwickelten Experten für die Schätzungen eine Methodik, um auch für die Länder aussagekräftige Zahlen zu erstellen, in denen die Datenlage unzureichend oder unvollständig war.(AFP)