Auf einen Blick
- Kurdenführer Öcalan fordert die Auflösung der PKK
- Die militante Organisation ist auch in der Schweiz aktiv
- Als Kulturvereine getarnte Gruppen sammeln Geld und rekrutieren Kader
Es ist ein Satz für die Geschichtsbücher – zumindest die der Türkei. Am Donnerstag wandte sich der Kurdenführer Abdullah Öcalan an seine Anhänger und erklärte: «Die PKK sollte sich selbst auflösen, ich fordere sie auf, die Waffen niederzulegen.»
Öcalan (75) lebt seit 1999 auf einer Gefängnisinsel. Seine Botschaft könnte den vier Jahrzehnte langen blutigen Konflikt zwischen den Kurden und der Türkei beenden, der mehr als 40’000 Tote gefordert hat.
Anschläge gegen Cafés und Moscheen
In den Jahren des bewaffneten Kampfs baute die marxistisch orientierte PKK in Dutzenden von Ländern Strukturen auf – auch in der Schweiz. Anders als in den USA, der EU und der Türkei ist die «Arbeiterpartei Kurdistans» hierzulande weder als Terrororganisation eingestuft noch verboten. Das macht die Schweiz für die PKK attraktiv, zumal die meisten der rund 120’000 Menschen mit türkischem Hintergrund zur Volksgruppe der Kurden gehören.
Obwohl sich die PKK in der Schweiz darauf konzentriert, Geld zu sammeln und Parteikader zu rekrutieren, kam es immer wieder zu Angriffen auf türkische Cafés, Vereinslokale oder Moscheen – meist blieb es bei kleineren Brandanschlägen ohne Verletzte.
Getarnte Ausbildungslager
Die PKK führt in der Schweiz bis zu sechs «verdeckte» Ausbildungslager pro Jahr durch. Das hielt der Bundesrat erst vor zehn Tagen in der Stellungnahme zu einem Vorstoss aus dem Parlament fest. Die Lager hätten ideologischen Charakter und dienten der Indoktrinierung vor allem junger Menschen.
Es ist oft schwierig, die legalen Aktivitäten der PKK von ihrer Guerilla-Tätigkeit abzugrenzen. PKK-Gruppen sind in der Schweiz häufig als Kulturvereine getarnt. Sie machen sich stark für das Selbstbestimmungsrecht ihrer Volksgruppe, pflegen die kurdische Sprache und ihre Traditionen in der Diaspora.
Die Tarnorganisationen sind durch Mitgliederbeiträge oder den Erlös von Veranstaltungen eine wichtige Einnahmequelle der PKK. Ein Teil der Gelder fliesst mutmasslich auch in den bewaffneten Kampf in der Türkei, in Syrien oder dem Nordirak.
Kampf mit Linksradikalen
Immer wieder spannen PKK-Anhänger auch mit linksradikalen Schweizer Gruppen zusammen, etwa im Kampf für die 2013 gegründete autonome kurdische Region Rojava im Norden Syriens, die seit Beginn sowohl von Dschihadisten als auch vom türkischen Militär bedroht ist.
Es bleibt abzuwarten, wie Öcalans Anhänger auf den Aufruf ihres Anführers reagieren. Klar ist schon jetzt: Der Kampf der Kurden für mehr Autonomie dürfte auch nach einem möglichen Ende der PKK weitergehen.