Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat den Anschlag mit fünf Toten in Ankara für sich reklamiert. Das schrieb die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF unter Berufung auf die HPG, den militärischen Arm der Organisation. Der Anschlag sei von einem autonomen Team des «Unsterblichkeitsbataillons» ausgeführt worden.
Bei dem Angriff wurden fünf Menschen getötet und 22 Personen verletzt, wie Yerlikaya kurz darauf mitteilte. «Ich verurteile diesen abscheulichen Angriff.» Ausserdem seien zwei «Terroristen neutralisiert» worden, schrieb er weiter. Dabei blieb zunächst unklar, ob die Angreifer festgenommen oder getötet wurden. Am Abend war klar: Die beiden Täter sind tot. Es handelt sich um einen Mann und eine Frau. Ihre Identität werde noch geklärt.
Erdogan bezeichnete den Vorfall auf der Plattform X als «feigen Anschlag» auf ein Zugpferd der türkischen Verteidigungsindustrie. Das Schweizer Aussendepartement (EDA) schreibt auf X: «Die Schweiz verurteilt den tödlichen Anschlag, der heute in der Nähe von Ankara stattgefunden hat, aufs Schärfste.
Berichte über «Selbstmordattentat»
Der türkische Fernsehsender NTV sprach von einem «Selbstmordattentat». Eine «Gruppe von Terroristen» sei in das Gebäude des Konzerns eingedrungen, wobei sich einer von ihnen in die Luft gesprengt habe. Berichten des Fernsehsenders Habertürk zufolge wurden bei dem Angriff auch Geiseln genommen. Die Zeitung «Sabah» veröffentlichte ein Foto einer Überwachungskamera, das einen schwarz gekleideten jungen Mann mit einem Schnurrbart zeigt, der einen Rucksack trägt und offenbar ein Sturmgewehr in der Hand hält.
Justizminister Yilmaz Tunc erklärte, Ermittlungen seien eingeleitet worden. Kurz darauf sagte Innenminister Yerlikaya, dass die PKK für den Anschlag verantwortlich sei. Der Anschlag trage die Handschrift der PKK, sagte Yerlikaya, ohne weitere Details zu nennen.
Angriffe auf Ziele in Syrien und Irak
Nach dem Anschlag griff die Türkei Ziele in Nordsyrien und im Nordirak aus der Luft an. Man habe 32 Ziele zerstört, teilte das türkische Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. «Unsere Luftangriffe werden auf entschlossene Weise fortgesetzt», hiess es weiter.
Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat und wird von Ankara als Terrororganisation eingestuft. Die türkische Armee hat die PKK in den benachbarten Irak zurückgedrängt und führt im Nordirak regelmäßig Luft- und Bodeneinsätze gegen PKK-Stellungen aus. Die Türkei geht regelmässig gegen die PKK mit Hauptquartier in den nordirakischen Kandilbergen vor, ebenso gegen die syrische Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens, die sie als Ableger der PKK betrachtet.
Wichtige Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtmesse
Das vom Anschlag betroffene Unternehmen Türkische Luft- und Raumfahrt (Tusas) ist Entwickler und Produzent von Luft- und Raumfahrtsystemen wie Kampfflugzeugen und Drohnen. Tusas hat unter anderem die Prototypen des türkischen Kampfflugzeuges Kaan mitentwickelt. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der staatlichen Agentur für Verteidigungsindustrie. Vier der fünf Opfer waren bei ihr angestellt.
In der Türkei findet in dieser Woche eine wichtige Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtmesse statt. Der Verteidigungssektor macht fast 80 Prozent der türkischen Exportleistung aus. 2023 exportierte das Land Verteidigungsgüter im Wert von 10,2 Milliarden Dollar (9,46 Milliarden Franken).
Wiederholt Bombenanschläge und andere Angriffe
Es ist bereits der zweite Anschlag in diesem Jahr. Im Februar kamen bei einem Anschlagsversuch auf das wichtigste Gerichtsgebäude in Istanbul drei Menschen ums Leben, darunter die beiden Angreifer. Auch ein Zivilist wurde getötet. Die Polizei erklärte, ein Attentat vereitelt zu haben.
In der Türkei hat die PKK in der Vergangenheit immer wieder schwere Anschläge verübt, auch in Ankara. Die PKK kämpft seit den 80er Jahren gegen den türkischen Staat und verübt immer wieder Anschläge. Sie wird von der Türkei, der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft.