30 Jahre lang suchten die Justizbehörden nach Matteo Messina Denaro (61). Der Boss der sizilianischen Mafia Cosa Nostra war der meistgesuchte Verbrecher Italiens. Im Januar gelang es schliesslich, den Mafioso in Palermo zu verhaften.
Dennoch sind weitere Rätsel rund um Messina Denaro noch ungelöst – unter anderem die Frage nach Vermögenswerten von angeblich mehreren Milliarden Euro, die der Mafiaboss zur Seite schaffen liess. Nun führen neue Spuren die Ermittler erneut in die Schweiz, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Aargauer Ehepaar im Visier der Justiz
Bislang ist es den Behörden nicht gelungen, den «Schatz» des Cosa-Nostra-Chefs aufzuspüren. Die Suche läuft immer noch. Die Schweizer Bundesanwaltschaft bestätigte gegenüber der «AZ» Berichte, wonach ein neues Rechtshilfeersuchen aus Palermo eingegangen sei. Dieses Ersuchen sei aktuell «im Vollzug». Die Bundesanwaltschaft führe allerdings derzeit kein Strafverfahren in diesem Zusammenhang.
Die Ermittler haben gemäss italienischen Berichten herausgefunden, dass eine Wohnung in Campobello di Mazara (I), die Messina Denaro als Versteck nutzte, einem Ehepaar aus Baden AG gehört. Bei einer Befragung habe das Paar glaubhaft machen können, dass es keine Ahnung hatte, wer der Mieter war. Unter dem Namen Andrea Bonafede habe der Mafioso die Räumlichkeiten seit 2007 für 250 Euro monatlich gemietet.
Der Mietvertrag sei über Verwandte des Ehepaars zustande gekommen. Derweil sei noch unklar, ob diese Verwandten auch nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten.
Eine Geliebte aus Schlieren
Eine weitere Spur führt nach Schlieren ZH: Aus dieser Gemeinde stamme eine sehr enge Vertraute von Messina Denaro – laut Aufzeichnungen soll es sich um eine Geliebte gehandelt haben. Die Vertraute wurde 1975 in Schlieren geboren. Ihr Ehemann und sie seien Komplizen gewesen. So sollen sie es Messina Denaro ermöglicht haben, bis kurz vor seiner Verhaftung in Campobello di Mazara zu leben, ohne aufzufallen. Zudem sollen sie den Mafia-Boss bei sich zu Hause beherbergt haben.
Darüber hinaus habe die Frau die Rolle einer «Schaltstelle» eingenommen, womit sie Messina Denaro ermöglicht habe, mit anderen Personen zu kommunizieren. Das Paar sitzt nun in Haft.
Aufschluss über den «Schatz» des Mafia-Bosses könnte auch eine bislang ungeklärte Spur nach Basel geben. Dort sei ein sizilianischer Händler ansässig, der Messina Denaros Vater Francesco mit massenhaft Altertümern beliefert haben soll. Die wertvollen Artefakte seien von Raubgräbern in Sizilien gestohlen worden. Gemäss Zeugenaussagen hat der Cosa-Nostra-Chef das Geschäft später übernommen. (bab)