«Es war eine sehr gefährliche Gewalttat», heisst es im Urteil. Ende Oktober in Berlin, Ortsteil Wilmersdorf: Ein Betonmischer überrollt eine Velofahrerin (44). Der entsetzte Fahrer (64) springt aus dem Betonmischer und möchte nachsehen, was passiert ist. Wie aus dem Nichts stürmt ein Obdachloser (48) auf den Lenker zu und sticht ihm in die Brust. Ein Messerangriff am helllichten Tag in der deutschen Hauptstadt.
Diesen Fall hat das Berliner Landgericht nun behandelt, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Das Urteil: Der Obdachlose, der seit Jahren an einer paranoiden Schizophrenie leidet, muss in die Psychiatrie. Der Mann habe aus einem krankhaften Wahn heraus gehandelt, begründete die Vorsitzende Richterin die Entscheidung. Aus einem psychiatrischen Gutachten gehe hervor, dass von dem Wohnungslosen wegen seiner erheblichen Erkrankung weiterhin eine hohe Gefahr ausgehe.
Er hatte «wahnbedingt angenommen, die Velofahrerin könnte seine Tochter sein». Zum Prozessbeginn erklärte der psychisch Kranke: «Ich wollte ihn stechen, ich dachte, er hätte es mit Absicht gemacht.» Die vom Betonmischer überfahrene Velofahrerin war später im Krankenhaus gestorben.
«Letzte Generation» blockiert Feuerwehr-Fahrzeug
Der Fahrer hatte Glück. Er erlitt lediglich eine Stichverletzung, die genäht werden musste. Die Behörden hatten in dem Fall wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der Fall hatte für Schlagzeilen und Diskussionen gesorgt, weil ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr, das bei der Bergung der eingeklemmten Frau helfen sollte, nach einer Aktion der Klima-Aktivisten von der «Letzten Generation» im Stau gestanden hatte und deshalb einige Minuten später am Unfallort eintraf. Ob das Fahrzeug die Rettung der Frau beschleunigt hätte, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen zwei Klima-Kleber, unter anderem wegen unterlassener Hilfeleistung.
«Wer Verkehrswege blockiert, der riskiert und behindert die Handlungsfähigkeit der inneren Sicherheit und nimmt auch bewusst in Kauf, dass Menschen in Not länger auf Hilfe von Polizei und Feuerwehr warten müssen», ärgerte sich damals der Benjamin Jendro, Polizei-Sprecher von Berlin, gegenüber «Bild». Die Bundesregierung verurteilte den Protest. (nad)