Drohnenaufnahmen zeigen riesiges Loch im Öltanker
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Nach Kollision in der Nordsee:Drohnenaufnahmen zeigen riesiges Loch im Öltanker

Verdacht auf grobfahrlässige Tötung
Russischer Frachter-Kapitän (59) nach Nordsee-Drama festgenommen

Ein schwerer Schiffsunfall ereignete sich vor der britischen Nordseeküste. Der Frachter Solong kollidierte mit dem Öltanker Stena Immaculate, was zu Explosionen und einem Grossbrand führte. Der russische Kapitän der Solong wurde inzwischen festgenommen.
Publiziert: 11.03.2025 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 15:00 Uhr
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Vor der Ostküste Grossbritanniens kollidierten am Montag zwei Schiffe.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Schiffskollision in der Nordsee: Grosseinsatz wegen Brand und Umweltgefahren
  • Explosionen und Feuer auf beiden Schiffen
  • Besatzungen evakuiert, eine Person vermisst
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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AFPAgence France Presse

Eine Kollision, Explosionen, Feuer – und womöglich katastrophale Folgen für die Umwelt: Wegen eines Schiffsunglücks vor der britischen Nordseeküste läuft seit Montagvormittag ein Grosseinsatz. Warum der Frachter Solong der Hamburger Reederei Ernst Russ AG gegen den vor Anker liegenden Öltanker Stena Immaculate prallte, ist noch unklar. Klar ist: Am Dienstag wurde ein 59-jähriger Russe wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung festgenommen, wie die BBC unter Berufung auf die Polizei berichtet. Sie hat eine strafrechtliche Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. «Der Festgenommene bleibt in Gewahrsam, während die Ermittlungen weiterlaufen und wir weiterhin mit allen Beteiligten sprechen, um die vollständigen Umstände des Vorfalls zu klären», erklärte der Polizeichef gegenüber der BBC. Später berichtet die BBC unter Berufung auf den Besitzer des Frachters, dass es sich beim Festgenommenen um den Kapitän des Containerschiffes Solong handelt. Es soll sich um einen russischen Staatsbürger handeln.

Was bislang über die Schiffskollision bekannt ist:

Der Unfallhergang

Die 183 Meter lange Stena Immaculate lag rund 15 Kilometer vor der nordostenglischen Hafenstadt Hull vor Anker, als sie nach Angaben ihres in Florida ansässigen US-Betreibers Crowley Maritime am Montag von der 140 Meter langen Solong gerammt wurde. Der Alarm wurde um 09.48 Uhr Ortszeit (10.48 Uhr MEZ) ausgelöst.

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Nach ersten Informationen der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd's List Intelligence hiess es, dass die Solong Alkohol sowie 15 Container leicht entflammbares Natriumcyanid geladen. Der Besitzer des Schiffs dementierte am Dienstagnachmittag jedoch, dass Natriumcyanid geladen war. 

Infolge der Kollision brach ein Grossbrand aus, der beide Schiffe erfasste. Laut Crowley Maritime hatte die Stena Immaculate rund 220'000 Barrel Flugkraftstoff geladen, laut Pentagon war das Schiff vom Military Sealift Command der US-Armee gechartert worden. Die Kollision habe den Kerosintank zum Bersten gebracht, teilte Crowley mit. Ausserdem gebe es Berichte über auslaufendes Öl.

Die Besatzung

Nach «zahlreichen Explosionen an Bord, verliess die Besatzung der Stena Immaculate den Tanker, wie Crowley Maritime weiter berichtete. Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder beider Schiffe wurden an Land gebracht. An dem Rettungseinsatz waren laut Küstenwache ein Flugzeug, Rettungsboote mehrerer Küstenstationen sowie andere Schiffe beteiligt.

Stena Bulk, der schwedische Eigentümer der Stena Immaculate, teilte mit, dass die gesamte Besatzung des Tankers überlebt habe. Von der Solong wurden 13 Besatzungsmitglieder an Land gebracht. Die Suche nach einem vermissten Besatzungsmitglied wurde laut Küstenwache in der Nacht zum Dienstag vorerst eingestellt. Die britische Regierung geht davon aus, dass das vermisste Besatzungsmitglied ums Leben gekommen ist. Man habe die Angehörigen entsprechend informiert. 

Video zeigt den in Flammen stehenden Öltanker
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Unfall in der Nordsee:Video zeigt den in Flammen stehenden Öltanker

Infolge des Unfalls setzte der Hafenbetreiber Associated British Ports (ABP), der auch für die nahegelegenen Häfen Hull und Immingham zuständig ist, den gesamten Schiffsverkehr in der in die Nordsee führenden Humber-Mündung aus.

Feuer an Bord

Auf Bildern von der Unglücksstelle waren Flammen und dichter schwarzer Rauch zu sehen. Laut der Seerettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) lagen Berichte über «Brände auf beiden Schiffen» vor. Am Dienstagmorgen wütete das Feuer immer noch, wie der Leiter der Hafenbehörde in Grimsby, Martyn Boyers, mitteilte.

Nach der Schiffskollision bekämpften Einsatzkräfte das Feuer und leiteten Massnahmen zur Eindämmung der Umweltschäden vor. Die britische Behörde zur Untersuchung von Schiffsunfällen entsandte nach eigenen Angaben ein Team, um Beweise zu sammeln und die «nächsten Schritte» zu prüfen.

Zuerst muss gekühlt werden

Der niederländische Schifffahrtsdienstleister Boskalis, der nach eigenen Angaben mit der Bergung der Stena Immaculate beauftragt wurde, teilte laut niederländischer Nachrichtenagentur ANP mit, es seien vier für das Löschen von Bränden einsetzbare Schiffe auf dem Weg an den Unglücksort. Der Öltanker müsse zunächst heruntergekühlt werden, bevor der Brand gelöscht werden könne.

Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher das Mehrzweckschiff «Mellum» mit Technik zur Brandbekämpfung sowie zur Aufnahme von Öl. Es traf mittlerweile in der Nähe des Unglücksortes ein. Ein Überwachungsflugzeug, das das Havariekommando zur Unterstützung der britischen Küstenwache angeboten hat, befand sich am Dienstagvormittag jedoch noch in Deutschland.

Umweltfolgen

Der Greenpeace-Wissenschaftler Paul Johnston erklärte mit Blick auf die Ladung der Schiffe, seine Organisation sei «extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten». Offenbar sei Kerosin in der Nähe Gebiets ins Wasser gelangt, in dem Schweinswale ihre Kälber grossziehen.

Ivan Vince von der auf Beratung zu Umweltrisiken spezialisierten Firma ASK Consultants sagte, die «gute Nachricht» sei, dass das auslaufende Kerosin das Meer nicht dauerhaft verschmutze wie Erdöl. «Das meiste davon wird ziemlich schnell verdunsten, ziemlich schnell von Mikroorganismen zersetzt werden», sagte der Experte. Allerdings werde das Kerosin Fische und andere Lebewesen töten.

Mögliche Ursachen

Laut David McFarlane von der Schifffahrtsberatungsgesellschaft Maritime Risk and Safety gibt es weltweit jährlich etwa 200 bis 300 Schiffskollisionen. Bei den meisten handele es sich nur um leichte Zusammenstösse im Hafen. In der Nordsee gibt es zwar viel befahrene Schifffahrtsrouten, Unfälle kommen dennoch relativ selten vor.

Die Schifffahrtsregeln besagen, dass alle Schiffe «zu jeder Zeit» Ausschau nach anderen Schiffen und möglichen Hindernissen halten müssen. «Und hier ist eindeutig etwas schiefgelaufen, denn wenn es eine ordentliche Ausschau gegeben hätte, hätte diese Kollision vermieden werden können», sagte MacFarlane AFP.

Sobald das Feuer gelöscht ist, werden die Ermittler auf beiden Schiffen nach den Rekordern suchen, die Daten der Schiffsaktivität aufzeichnen – ähnlich der Blackbox bei Flugzeugen. Darauf müssten sich sowohl Daten des Schiffsradars als auch Aufnahmen der Stimmen der Besatzungen auf der Brücke zu finden sein. Damit könnten Ermittler feststellen, ob und wie die beiden Schiffsmannschaften vor dem Unglück miteinander kommunizierten, erklärte McFarlane.

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