Auf einen Blick
- Containerschiff und Öltanker kollidieren in der Nordsee
- Feuer auf beiden Schiffen ausgebrochen
- Rettungsaktion für vermisstes Besatzungsmitglied gestoppt
Ein Containerschiff und ein Öltanker sind am Montag vor der Ostküste Grossbritanniens in der Nordsee zusammengestossen. «Wir koordinieren nach der Meldung über eine Kollision zwischen einem Tanker und einem Frachtschiff vor der Küste von East Yorkshire Notfallmassnahmen», hiess es seitens der britischen Küstenwache. Rettungsboote sowie ein Helikopter wurden aufgeboten.
Berichten zufolge brachen auf beiden Schiffen Brände aus. Beim Tanker handelt es sich um die unter US-Flagge fahrende Stena Immaculate. Die Besatzungsmitglieder wurden an Land gebracht. Eine Person musste ins Spital.
36 Besatzungsmitglieder gerettet
Der Tanker kam von Griechenland und soll vor Anker gelegen haben, als er von der unter portugiesischer Flagge fahrenden Solong gerammt wurde. Ein erster Alarm wurde um kurz vor 11 Uhr (Schweizer Zeit) ausgelöst. Die Solong befand sich auf dem Weg vom schottischen Grangemouth nach Rotterdam in den Niederlanden.
36 Besatzungsmitglieder beider Schiffe konnten gerettet werden. Eine Person wird vermisst. Das Besatzungsmitglied der Solong sei «nach einer umfangreichen Suche» nicht gefunden worden, teilte die britische Küstenwache mit. In der Nacht wurde die Aktion abgebrochen.
«Massiver Feuerball», Mayday-Funkspruch
Nach der Kollision sei ein «massiver Feuerball» zu sehen gewesen, sagt Martyn Boyers, Geschäftsführer des Hafens Grimsby East. In einem Video auf der Plattform X ist zu hören, wie die Mannschaft der Stena einen Mayday-Ruf absetzt. «Solong ist mit dem Tanker MV Stena Immaculate kollidiert», so der Funkspruch. «Beide Schiffe werden aufgegeben.» Der Funker bittet darum, dass Schiffe, die über Equipment zum Feuerlöschen verfügen, die Küstenwache kontaktieren. Weiter klärt der Funkspruch darüber auf, was der Tanker geladen hat. «Die Stena Immaculate transportiert Jet-Treibstoff. Dieser brennt und fliesst ins Meer», so der Funker. Er bittet andere Schiffe darum, Abstand zu halten.
Die Firma, die das Schiff besitzt, bestätigte am späteren Montagnachmittag, dass das Schiff ein Leck hat und Benzin ins Meer läuft.
Öl, das ins Meer fliesst, kann verheerende Auswirkungen auf das Leben im Meer und die Umwelt haben. Öl zersetzt sich weniger schnell als beispielsweise Kerosin, das verdampft und somit nicht lange in der Umwelt verbleibt. Das schmierige Öl kann für Tiere schnell zur tödlichen Gefahr werden. Aufgrund des Öls verlieren sie die Fähigkeit, ihre Körpertemperatur zu regulieren, was zum Tod führen kann.
Unklare Auswirkungen auf die Umwelt
Trotz des Verdampfens sind auch Kerosin oder Benzin nicht ungefährlich. Die Dämpfe können sich entzünden und Explosionen verursachen. Weiter sind auch die leichteren Öle wie Diesel und Benzin giftig. Wenn Tiere mit der Flüssigkeit oder den Dämpfen in Kontakt kommen, kann dies ebenso tödlich sein.
Der Vorsitzende des Stadtrats von Hull, Mike Ross, spricht gegenüber BBC von einem «schrecklichen Vorfall» im Bezug auf die betroffenen Personen und die möglichen Auswirkungen auf die Küste. Seiner Einschätzung nach werde dieser «verheerende» Folgen haben. Die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt seien Anlass zur Sorge, so Ross. Aktuell werden Beweise gesammelt und die nächsten Schritte definiert.
Auch Greenpeace meldete sich zu dem Unglück. Es sei noch «zu früh», um die Auswirkungen auf die Umwelt zu kennen. Jedoch seien beide Faktoren, die Geschwindigkeit, mit der die Kollision stattgefunden habe, wie auch die Nachwirkungen Grund für «grosse Besorgnis», so ein Sprecher von Greenpeace gegenüber BBC.
15 Container mit Natriumcynid
Das Containerschiff Solong hatte laut einem Bericht unter anderem 15 Container mit Natriumcynid an Bord. Dabei handelt es sich um eine giftige Chemikalie. Ob die Container beschädigt wurden und ob der giftige Stoff ausgelaufen ist, ist nicht bekannt. Die britische Gesundheitsbehörde erklärt, dass ein Kontakt mit der Chemikalie Unwohlsein, Kopfschmerzen, Nervosität und Verwirrtheit auslösen könnte. Ausserdem beeinträchtigt ein Kontakt den Blutdruck. Auch Atemprobleme und sogar Tod könne die Folge sein.
Bei Natriumcyanid handelt es sich um einen weissen kristallinen Stoff, der leicht nach Mandeln duftet, schreibt BBC. Es wird zum Reinigen von Metall, aber auch in der Fotografie verwendet.
Die Küstenwache teilte mit, es würden notwendige Massnahmen gegen Umweltverschmutzung geprüft. Laut Küstenwache standen beide Schiffe auch zwölf Stunden nach der Kollision weiter in Flammen.