Auf einen Blick
- Neue Untersuchung zur Brandkatastrophe auf der «Scandinavian Star»
- Fehlende Kontrolle hätte Überlebenschancen der Passagiere erhöht
- 159 Todesopfer bei der Tragödie im Jahr 1990
Die 159 Todesopfer der Brandkatastrophe auf der Nordsee-Fähre «Scandinavian Star» hätten einer neuen Untersuchung zufolge im Fall einer vorherigen behördlichen Kontrolle des Schiffs höhere Überlebenschancen gehabt. Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige dänische Taskforce nach jahrelangen Untersuchungen zu der Tragödie, die sich 1990 zwischen Norwegen und Dänemark ereignet hatte.
Hätte die dänische Schifffahrtsbehörde damals eine sogenannte Hafenstaatkontrolle der Fähre durchgeführt, hätte dies sehr wahrscheinlich das Ausmass der Katastrophe vermindert und den Passagieren bessere Chancen zum Überleben gegeben, hiess es in dem Abschlussbericht der Expertengruppe. Eine solche Kontrolle stellt eine recht standardmässige Inspektion eines Schiffs dar, die sicherstellen soll, dass internationale Standards für Sicherheit und Arbeitsbedingungen an Bord eingehalten werden.
Nach Ansicht der Experten hätten Schiffsinspekteure nach einer solchen Kontrolle gefordert, dass eine Feuerübung abgehalten wird. Diese hätte die Besatzung dann besser darauf vorbereitet, mit den Folgen der Brandstiftung umzugehen.
Tragödie auf dem Weg von Norwegen nach Dänemark
Die «Scandinavian Star» war in der Nacht auf den 7. April 1990 auf dem Weg von Oslo ins norddänische Frederikshavn mit rund 480 Menschen an Bord im Skagerrak in Brand geraten. 159 Menschen kamen ums Leben. Nachforschungen hatten ergeben, dass das Feuer an verschiedenen Stellen auf der Fähre ausgebrochen war und es sich wahrscheinlich um Brandstiftung handelte – die Taskforce spricht in ihrem Bericht von zwei Brandanschlägen, die auf die Fähre verübt wurden.
Abschliessend aufgeklärt wurde die Katastrophe über all die Jahre nicht. Die Taskforce wurde daher 2021 von der dänischen Regierung und einer breiten Parlamentsmehrheit eingesetzt, um durch die Untersuchung der Reederei-, Eigentums- und Versicherungsverhältnisse neues Licht auf den Fall zu werfen. Die Untersuchung sollte nach ursprünglichem Plan nach rund anderthalb Jahren fertig sein – gedauert hat sie nun mehr als doppelt so lang.
Angehörige und Überlebende haben die früheren Ermittlungen heftig kritisiert. Sie sind der Ansicht, dass der Brand auf versuchten Versicherungsschwindel zurückgeht – die Taskforce hält ein wirtschaftliches Motiv jedoch für unwahrscheinlich, wie sie schrieb.