Russen heben Gräben am linken Ufer des Dnepr aus
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Vorbereitungen für den Winter:Russen heben Gräben am linken Ufer des Dnepr aus

Nach Rückzug aus Cherson errichten sie Festungen am linken Dnepr-Ufer
So wollen Putins Truppen ihre letzten Stellungen verteidigen

Die Russen ziehen sich – langsam, aber stetig – aus der Stadt Cherson zurück. Doch weit gehen sie nicht: Ihre Verteidigungslinien südöstlich der Stadt sind bereits stark ausgebaut.
Publiziert: 11.11.2022 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2022 um 11:33 Uhr
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Russische und ukrainische Kräfte haben sich rund um Cherson heftige Kämpfe geliefert.
Foto: IMAGO/SNA
Chiara Schlenz

An den Ufern des Flusses Dnepr und mit Blick auf die Schwarzmeerküste liegt die ukrainische Seehafenstadt Cherson – auch bekannt als «Tor zur Krim». Denn die 2014 illegal von Russland annektierte ukrainische Halbinsel liegt nur knappe 100 Kilometer südöstlich der 380'000-Einwohner-Stadt.

Im März fiel die Stadt im Zuge des Ukraine-Kriegs in russische Hände, im September wurde die gesamte Oblast Cherson von Russlands Präsidenten Wladimir Putin (70), zusammen mit Luhansk, Donezk und Saporischschja, annektiert – und am 9. November verkündete der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu (67) überraschend den Rückzug seiner Truppen aus der Stadt.

Man wolle sich nun auf das linke Ufer des Dnepr konzentrieren, heisst es in der Ansprache von Schoigu. Und kampflos wird man diese Stellungen wohl nicht aufgeben. Denn auch wenn sich die russischen Truppen aus der Stadt selbst zurückziehen, stationieren sie sich weiterhin in Vororten von Cherson und festigen ihre Verteidigungslinien am linken Dnepr-Ufer.

Satellitenbilder zeigen Gräben in der Oblast Cherson

Die russischen Truppen haben die letzten Wochen, weit vor der Ankündigung des Rückzugs, damit verbracht, Verteidigungspositionen am Ostufer des Dnepr zu befestigen – also an denjenigen Stellen, an die sich auch die 40’000 Soldaten aus der Stadt Cherson zurückziehen wollen.

Satellitenbilder, die auf Twitter geteilt werden, zeigen zudem die Bemühungen der russischen Truppen, sich eine Verteidigungslinie um Cherson aufzubauen. So teilt auch der Schweizer Benjamin Pittet (22) den Aufbau dieser Gräben und Hindernisse rund um die Stadt. Laut seinen Analysen gibt es drei russische Verteidigungslinien in und um die Stadt – sogar an der Schwarzmeerküste festigt man die Frontlinien.

Denn während das rechte Dnepr-Ufer Ortschaft für Ortschaft wieder unter ukrainische Flagge zurückkehrt und sich die ukrainischen Truppen immer weiter in Richtung der Stadt bewegen, richten sich die russischen Einheiten am östlichen Ufer zum Bleiben ein – ein kompletter Verlust der Region wäre fatal. Die Region Cherson ist das letzte wichtige Teilstück der «Landbrücke» vom russischen Festland zur Krim, die Putin seit der illegalen Annexion der Halbinsel 2014 begehrt, wie die «Washington Post» schreibt.

Am Donnerstag zeigen neue Satellitenbilder passend dazu, dass bereits Schützengräben auf der Krim ausgehoben werden. «Russland hat die Gräben beim Tschonhar-Checkpoint zwischen der Krim und der Oblast Cherson wiederhergestellt. Es werden auch neue Gräben ausgehoben», so Pittet. Auch auf der nordwestlichen Seite der Halbinsel werden demnach neue Gräben ausgehoben.

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Kehrt Russland nach Cherson zurück?

«Wenn Russland seine Einheiten ohne grosse Verluste abziehen kann, wird es wahrscheinlich in einer stärkeren Position sein, um seine bestehenden Frontlinien zu halten, weil es diese Rückzüge leichter verlagern kann, um den Donbass und Saporischschja zu halten», sagte Rob Lee, ein leitender Mitarbeiter des Foreign Policy Research Institute, zu «The Guardian». «Deshalb ist die Art und Weise, wie der Rückzug durchgeführt wird, entscheidend.»

Leonid Slutsky (54), ein Abgeordneter der Staatsduma, verkündete zudem am Donnerstag auf Telegram: «Wir werden nach Cherson zurückkehren.» Eine ambitionierte Aussage – denn eine Rückeroberung der Stadt wird sich schwierig gestalten, zumal die Überquerung des Dnepr kaum möglich ist – zu breit und zu kalt ist der ukrainische Fluss. Aus diesem Grund wird sich auch der Rückzug der Russen schwierig gestalten. Zudem könnte es immer wieder zu Verzögerungsgefechten kommen, wie ETH-Sicherheitsanalyst Niklas Masuhr (29) gegenüber Blick erläutert.

Doch auch die Ukrainer stehen an den Ufern des Dnepr vor einem Problem, denn eingegrabene russische Artillerie würde ihnen das Leben schwer machen, so der Experte. «Der Schwerpunkt zukünftiger ukrainischer Gegenoffensiven würde dann eher entlang der Achse Saporischschja-Melitopol vermutet werden.» Russland scheint also die Front «einfrieren» zu wollen – und dafür die natürliche Schutzmauer, die der Dnepr bildet, auszunutzen.

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