«Wichtig, an Fehlern zu arbeiten»
Wagner-Chef und «Bluthund» befürworten Abzug aus Cherson

Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und Putins «Bluthund» Ramsan Kadyrow stellen sich klar hinter den Entscheid, Soldaten aus Cherson abzuziehen. Letzterer übt jedoch auch Kritik.
Publiziert: 10.11.2022 um 04:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2022 um 13:28 Uhr
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Der Chef von Putins Wagner-Söldnertruppe äussert sich zum Rückzug aus Cherson.
Foto: keystone-sda.ch

Die russischen Truppen geben im Zuge des Ukraine-Kriegs erobertes Gebiet auf. Die von Kreml-Chef Wladimir Putin (70) geschickten Soldaten ziehen sich aus einem strategisch wichtigen Teil des annektierten Gebiets Cherson zurück.

Der Rückzug sei laut Sergej Surowikin (67), Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, «eine sehr unangenehme Entscheidung». Was der General als «unangenehm» bezeichnet, ist ein Debakel für ihn und Putin.

Entscheid «zeige Verantwortung»

Nun äussern sich die Aufpeitscher Russlands zum Entscheid. Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) redet den Rückzug gegenüber «Ria Novosti» schön. Die Entscheidung, die Truppen vom rechten Dnjepr-Ufer abzuziehen, sei nicht einfach, zeige aber, dass das Kommando bereit sei, Verantwortung für das Leben der Soldaten zu übernehmen.

Vor allem gehe es darum, «das Leben unserer Soldaten und insgesamt die Kampffähigkeit der Truppengruppe zu bewahren, die nicht in einem begrenzten Gebiet am rechten Ufer gehalten werden sollte.»

«Wichtig, an Fehlern zu arbeiten»

Er lobt Putins General Surowikin. Er habe «wie ein Mann gehandelt hat, der keine Angst vor der Verantwortung hat». Weiter sagt der Wagner-Chef: «Es ist wichtig, sich nicht zu quälen, nicht in Paranoia zu verfallen, sondern Schlussfolgerungen zu ziehen und an Fehlern zu arbeiten.»

Auffällig ähnlich äussert sich auch Putins «Bluthund», der Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow (46). Er denke, «dass Surowikin wie ein echter Kampfgeneral gehandelt hat, der keine Angst vor Kritik hat». Das teilt Kadyrow auf Telegrm mit.

Kadyrow hinterfragt Zeitpunkt des Rückzugs

Weiter heisst es: «Jewgeni Prigoschin stellte sehr treffend fest, dass Surowikin tausend Soldaten in einer faktischen Umzingelung gerettet hat.» Dann folgt erneut die Erklärung, dass das Gebiet Cherson besonders schwierig sei.

Kadyrow ist mittlerweile jedoch auch bekannt dafür, Kritik zu äussern. Er fragt zum Rückzug: «Warum wurde dies nicht schon in den ersten Tagen des Sondereinsatzes getan?» Das sei eine andere Frage.

Russland hatte das Gebiet Cherson in den ersten Kriegswochen weitgehend besetzt, schon Anfang März marschierten russische Truppen in Cherson ein.

Mit dem Rückzug verliert Russland im Süden die Kontrolle über die einzige ukrainische Gebietshauptstadt, die es seit Beginn des Angriffskriegs Ende Februar eroberte. (euc)

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