Wegen des iranischen Angriffs wurde in der Nacht zum Sonntag an verschiedenen Orten in Israel Raketenalarm ausgelöst. Nach Angaben der Armee heulten die Warnsirenen unter anderem im Süden Israels, am Toten Meer, im Grossraum Jerusalem sowie im Norden des Landes. Dem Armeesprecher Daniel Hagari zufolge wurde ein Mädchen verletzt. Zudem sei eine Militärbasis im Süden des Landes getroffen und leicht beschädigt worden.
Nach Angaben des Weissen Hauses konnte Israel auch dank der Mithilfe des US-Militärs «nahezu alle anfliegenden Drohnen und Raketen abfangen». Nach einigen Stunden gab Israels Heimatschutz schliesslich vorerst Entwarnung: Einwohner im Norden und Süden des Landes müssten sich nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten, hiess es.
Biden telefoniert mit Netanyahu
US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Wie die israelische Regierung am frühen Sonntagmorgen mitteilte, führten beide ihr Gespräch nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts und des Kriegskabinetts. Das Weisse Haus teilte anschliessend mit, Biden habe den iranischen Angriff «auf das Schärfste» verurteilt und das «eiserne Bekenntnis» der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt.
Für diesen Sonntag kündigte Biden ein Treffen der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien an. Er werde die Staats- und Regierungschefs der G7 zusammenrufen, «um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Iran zu koordinieren».
Iran warnt die USA
Irans Revolutionsgarden richteten eine scharfe Drohung an die USA. «Jede Unterstützung und Beteiligung an der Beeinträchtigung der Interessen Irans» werde eine «entschiedene Reaktion der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran nach sich ziehen», hiess es in einer Erklärung der Revolutionswächter, die in der Nacht zu Sonntag im Staatsfernsehen verlesen wurde.
Reagiert Israel mit Gegenangriff?
Offen war zunächst, ob Israel auf den massiven iranischen Vergeltungsschlag mit einem Gegenangriff reagieren würde. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die iranischen Angriffe auf Israel «mit aller Schärfe».
«Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand», erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit nach Ankunft des Bundeskanzlers in China am Sonntag in dessen Namen. «In diesen schweren Stunden steht Deutschland eng an der Seite Israels. Über weitere Reaktionen werden wir uns nun eng mit unseren G7-Partnern und Verbündeten besprechen.»
UN-Generalsekretär warnt vor Eskalation
Auch UN-Generalsekretär António Guterres betonte das Risiko einer katastrophalen Zuspitzung der Lage in Nahost. «Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region», sagte er in New York. Er verurteile den Angriff des Irans «aufs Schärfste» und fordere eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. EU-Chefdiplomat Josep Borrell schrieb auf X: «Dies ist eine beispiellose Eskalation und eine ernste Bedrohung für die regionale Sicherheit.»
Ägypten hatte sich zuvor ebenfalls «extrem besorgt» über den iranischen Angriff auf sein Nachbarland gezeigt und zu äusserster Zurückhaltung aufgerufen. (SDA/gf)