Sie leben im Flughafen, so wie einst Tom Hanks (66) im Film «Terminal». Fünf Russen sind am Flughafen Incheon bei Seoul (Südkorea) gestrandet. Auf der Flucht vor der Teil-Mobilisierung in ihrer Heimat hatten sie in Südkorea Asyl gesucht.
Doch ihre Anträge wurden abgelehnt. Was die Männer wohl nicht wussten: Südkorea hat eine extrem niedrige Anerkennungsquote. Im Jahr 2021 lag sie für Flüchtlinge bei 1,3 Prozent, wie die «Korea Times» berichtet.
Einer von den Gestrandeten ist Wladimir Maraktajew (23). Er wurde am 24. September dazu aufgefordert, in den Ukraine-Krieg zu ziehen und für Russland zu kämpfen. Darauf ergriff der 23-Jährige die Flucht. «Ich würde mich freiwillig zum Kampf melden, wenn jemand uns angreift und meine Angehörigen in Gefahr bringt. Es ist aber eine ganz andere Geschichte, wenn mein eigenes Land den Krieg anzettelt. Ich werde niemals zu den Waffen greifen, um in der Ukraine unschuldige Menschen zu töten», sagt er zur «Korea Times».
Ein Muffin und eine Packung Saft
Von der Mongolei aus flog er auf die Philippinen und von dort aus weiter nach Südkorea – in der Hoffnung dort bleiben zu können. Das war am 12. November. Seitdem sitzt Maraktajew am Flughafen fest. Sein Asylgesuch wurde abgelehnt. Die Nicht-Teilnahme am Krieg war kein gültiger Grund, um den Flüchtlingsstatus zu bekommen, erklärten die Behörden.
Also lebt er seit einigen Monaten an diesem Flughafen im Warteraum des Duty-Free-Bereichs. Und er ist nicht alleine. Vier weitere russische Männer stecken in der gleichen Lage wie er. Sie ernähren sich von Lebensmitteln, die ihnen das Justizministerium zur Verfügung stellt: ein Muffin und eine Packung Saft zum Frühstück und Abendessen sowie Reis mit Huhn zum Mittagessen.
Anwalt kämpft für die fünf Russen
Die fünf Russen versuchen weiter, dass Südkorea doch noch ihren Flüchtlingsstatus anerkennt. Inzwischen haben sie einen Anwalt eingeschaltet. «Diese Männer werden in ihrem Heimatland aufgrund ihrer politischen Überzeugung verfolgt, was sie nach internationalen Standards für den Asylstatus qualifiziert. Das Ministerium sollte sich dessen sehr wohl bewusst sein», sagt er zur «Korean Times». Ein Gericht beschäftigt sich aktuell mit den gestrandeten Russen. Ende Januar soll das Urteil folgen.
Wenn das Gericht den Männern recht gibt, erhalten sie ein Visum und können sich vorübergehend in Korea aufzuhalten. Falls aber gegen sie entschieden wird, werden sie wahrscheinlich in ihr Heimatland geschickt. (lrc)