Sie stürmten die Konzerthalle in Moskau und eröffneten das Feuer. Vier Terroristen töteten bei dem Anschlag vom 22. März mehr als 140 Menschen. Der Islamische Staat bekannte sich zu der Attacke.
Die vier IS-Terroristen und 11 Verdächtige wurden festgenommen. Darunter auch Askhab U.*, der aus Tschetschenien stammt. Laut seiner Mutter wurde er auf einer Polizeistation zu Tode gefoltert. Offiziell hat sich U. in einer Zelle erhängt. Doch daran haben seine Mutter und die tschetschenische Oppositionsbewegung 1Adat ihre Zweifel.
Er rief noch seine Frau an
Ihren Informationen zufolge kam U. von der Arbeit und wartete auf den Bus, um nach Hause zu fahren, als plötzlich mehrere maskierte Männer ihn angegriffen hätten. Er habe nicht gewusst, dass es sich um Polizisten handelte und wehrte sich. Er wurde wegen des Verdachts auf Beteiligung an dem Terroranschlag festgenommen.
Nach der Verhaftung soll er noch seine Frau angerufen und über die Festnahme informiert haben. «Sie haben nichts gegen mich in der Hand», soll er gesagt haben. Danach soll er sich noch einmal gemeldet haben und bat darum, abgeholt zu werden. Er habe einige von den Polizisten beleidigt. Als seine Frau dann auf das Revier kam, soll U. nicht mehr da gewesen sein.
Erstickungsspuren am Hals
Laut 1Adat soll U. auf dem Revier mit Schlägen und Tritten malträtiert worden sein. Mehrere Brüche an den Rippen und der Wirbelsäule sollen das belegen. Die Oppositionsbewegung ist sicher: Die Russen schlugen so fest zu, dass U. getötet wurde.
1Adat soll im Besitz von Aufnahmen sein, die zeigen, dass die Leiche von U. übersät ist mit Blutergüssen. Auch Erstickungsspuren sind am Hals zu erkennen. Dadurch sollte vertuscht werden, dass er zu Tode gefoltert wurde. Offiziell soll sich U. erhängt haben. Für die Mutter und die Frau von U. ist klar, dass der Tschetschene unschuldig ist. Inzwischen ist U. in seinem Heimatland beerdigt worden.
Platzwunden und Blutergüsse
Es ist nicht der erste Folter-Vorwurf im Zusammenhang mit dem Anschlag. Ende März erschienen die vier mutmasslichen Täter mit sichtbaren Verletzungen vor Gericht. Die Männer wiesen stark geschwollene Gesichter, Platzwunden und Blutergüsse auf. Einer der Verdächtigen soll kurzzeitig das Bewusstsein verloren haben. Dem Kreml wurde daraufhin von diversen Menschenrechtsorganisationen Folter vorgeworfen.
Und nicht nur das: Bereits im Vorfeld der Gerichtsverhandlung kursierten im Netz Videos, in denen einem der Verdächtigen von den Sicherheitskräften mutmasslich ein Ohr abgeschnitten wird. Beobachter glauben, dass der Kreml mit den grausamen Bildern eine gezielte Botschaft platzieren will.
* Name bekannt