Inzwischen ist das Rätsel um die blauen Männer gelöst. Die «Männer in Blau»-Konstruktion ist wohl nichts mehr als eine weitere Verschwörungstheorie. Erfahre hier mehr darüber.
Es war der schlimmste Anschlag auf russischem Boden seit mehr als 20 Jahren. Maskierte hatten am Freitag die voll besetzte Crocus City Hall gestürmt und das Feuer auf die Konzertbesucher eröffnet. 139 Menschen wurden getötet. Kurz danach bekannte sich der Islamische Staat (IS) zum Anschlag. Elf Personen wurden anschliessend verhaftet.
Vieles ist noch unklar. Laut einer Verschwörungstheorie soll Kreml-Chef Wladimir Putin (71) selbst hinter der Terror-Attacke stecken. Beweise gibt es dafür nicht. Wie das belarussische Medienprojekt Nexta jetzt berichtet, könnten Agenten des russischen Geheimdienstes FSB unter den Konzertbesuchern gewesen sein. Nexta war 2015 in Belarus gegründet und bald vom Regime verboten worden. Es gilt als führende Stimme im Exil zu den Vorgängen in Russland, der Ukraine und Belarus.
Hat der FSB den Terroristen geholfen?
Eine Analyse der Videoaufnahmen vom Terror-Anschlag hat laut Nexta gezeigt, dass sich mehrere ähnlich gekleidete Männer in blauen Pullovern und Jeans am Anschlag-Abend in der Konzerthalle aufgehalten und merkwürdig verhalten hätten.
Statt in Panik zu geraten, wie die anderen, blieben sie ruhig, rannten nicht weg. Manche schienen miteinander zu kommunizieren. Und sie sollen dafür verantwortlich sein, dass die Türen geschlossen wurden, bevor die Terroristen das Feuer eröffneten. Dadurch soll die Flucht erschwert worden und mehr Menschen ums Leben gekommen sein.
Männer in Blau bei Verhaftung von Terroristen
Nexta hat daraufhin versucht, die Männer zu identifizieren. Es sei aber schwierig gewesen, da die Videos in schlechter Qualität aufgenommen wurden. Darum konnte ein Abgleich mit der offenen Datenbank vom FSB nicht gemacht werden. Dennoch sei es gelungen, einen angeblichen FSB-Mann ausfindig zu machen.
Er soll auf einem weiteren Foto zu sehen sein, das einen Mann mit einer Urkunde für den dritten Platz bei einem Wettbewerb im Armdrücken zeigt. Aufgenommen in der Moskauer Siedlung Sosenskoje, wo sich auch das Hauptquartier des russischen Geheimdienstes befindet.
Hinzukommt: Die «Männer in Blau» hätten auch bei der Verhaftung eine Rolle gespielt. Auf Videos ist zu sehen, wie ebenfalls Männer in blauer Kleidung neben den Verhafteten stehen. Nexta schlussfolgert daraus, dass FSB-Agenten diese Farbe nutzen, um unentdeckt in der Masse zu verschwinden, sich aber gleichzeitig gegenseitig einfach erkennen.
Vielleicht ist Blau in Russland einfach eine beliebte Farbe
Ein weiterer Hinweis: Derselbe «Blau-Mann» ist einmal auf Videos vom Anschlag zu sehen und später bei der Verhaftung eines Terroristen. «Sein Gesicht ist durch eine Maske verdeckt, aber seine Gesichtszüge, die Form seines Kopfes und die Position seiner Augen deuten darauf hin, dass es sich um dieselbe Person handelt», so Nexta.
Handfeste Beweise hat Nexta nicht. Und das wissen sie auch. Es sei aber schon speziell, welche Auffälligkeiten es gäbe. In den Kommentaren auf X stimmen einige der Theorie zu. Andere habe ihre Zweifel. «Es könnte doch auch einfach bedeuten, dass der FSB bei solchen Massenveranstaltungen verdeckt vor Ort ist, für die Sicherheit», schreibt jemand. Nexta antwortet: Gut möglich, aber das Verhalten der Männer und ihre Untätigkeit während des Angriffs seien schon seltsam.
Jemand anderes schreibt, dass Blau vielleicht auch einfach eine beliebte Farbe in Russland ist. «Ja, es ist eine sehr beliebte Farbe und deshalb so gut dazu geeignet, sich in einer Menge zu verstecken», schreibt Nexta dazu.
Terroristen nahe der Ukraine gestoppt
Währenddessen hat der FSB westlichen und ukrainischen Geheimdiensten vorgeworfen, den Anschlag auf einen Konzertsaal bei Moskau unterstützt zu haben. «Wir glauben, dass die Aktion sowohl von den radikalen Islamisten selbst als auch von westlichen Geheimdiensten vorbereitet wurde», zitierte die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Dienstag FSB-Chef Alexander Bortnikow. Die ukrainischen Dienste seien «unmittelbar involviert», fügte er hinzu.
Und Putin sagte am Montag, dass die Attentäter versucht hätten, in die Ukraine zu fliehen. «Wer hat sie dort erwartet?», fragte der Kreml-Chef. Kiew weist jegliche Verwicklung in den Angriff zurück.