Auf einen Blick
- Löffel in Unterhose als letzter Ausweg
- Flughafenpersonal erkennt Löffeltrick und bietet Hilfe an
- Phänomen der Zwangsheirat in der Schweiz weit verbreitet
- Einige Mädchen ahnungslos, werden im Ausland verheiratet
- Rund 340 Männer suchen jährlich Rat bei einer Fachstelle
Für manche Mädchen ist ein Löffel in der Unterhose der letzte Ausweg vor einer Zwangshochzeit. Klingt bizarr, ist aber Realität. Aufmerksamkeit bekommt der Trick zurzeit auf TikTok. Hinter dem Löffeltrick, der vor allem in den Ferienzeiten aufpoppt, steckt eine gewiefte Methode, um am Flughafen nach Hilfe zu fragen.
In den Ferien, besonders im Sommer, steigt das Risiko für junge Menschen, gegen ihren Willen verheiratet zu werden. «Es ist ein weit verbreitetes Phänomen in der Schweiz», sagt Anu Sivaganesan, Juristin bei der Fachstelle Zwangsheirat, zu SRF. Der Löffeltrick soll da helfen.
So funktioniert es
Ein Metalllöffel wird in der Kleidung versteckt, sodass er beim Durchlaufen des Körperscanners am Flughafen Alarm auslöst. Das Flughafenpersonal kennt den Trick: Sie nehmen die Person auf die Seite, um mit ihr zu reden – ohne dass die Familie eingreifen kann.
Sivaganesan beschreibt den Löffeltrick als «einen alten Zopf». Der Löffeltrick erlangte bereits 2013 grosse Aufmerksamkeit. Die Juristin betont, dass es entscheidend ist, dass die Flughäfen ihr Personal sensibilisieren. «Idealerweise sollte die betroffene Person in einen privaten Raum gebracht werden, wo sie offen erklären kann, dass sie nicht mitfliegen möchte und Unterstützung braucht.»
Das Personal des Flughafens Zürich sei auf die Thematik sensibilisiert. «Fälle, in denen der Löffeltrick angewendet wurde, sind uns aber nicht bekannt», so Carmen Surber, Mediensprecherin der Kantonspolizei Zürich zu SRF. Der Flughafen Basel und Genf wollten sich aus verschiedenen Gründen nicht äussern.
«Einmal angekommen, werden sie verlobt oder verheiratet»
Laut Sivaganesan wird der Löffeltrick in Europa nicht oft verwendet. Denn: Viele Betroffene suchen bereits im Vorfeld nach Hilfe. Es gibt aber leider auch Betroffene, die keine Hilfe suchen: «Sie denken, dass sie sowieso keine Chance haben und es kein Zurück mehr gibt.»
Die Dunkelziffer von Zwangshochzeiten ist hoch. Einige Mädchen sind völlig ahnungslos und glauben, sie würden einfach in die Ferien fahren. «Einmal angekommen, werden sie verlobt oder verheiratet», sagt die Expertin. Oft werden sie unter einem Vorwand, etwa einer kranken Grossmutter, ins Ausland gelockt. So wird emotionaler Druck erzeugt. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Betroffenen bereits ahnen, was ihre Familie plant, oder sogar darüber informiert werden.
Wer denkt, dass nur Mädchen und Frauen von Zwangshochzeiten betroffen sind, irrt. Etwa 340 Männer machen rund 20 Prozent der Anfragen bei der Fachstelle aus, erzählt Sivaganesan. Oft sind es homosexuelle Männer, die wegen einer geplanten heterosexuellen Ehe im Ausland Rat suchen.
Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.
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