In den ersten Wochen des Kriegs griff Israel den Gazastreifen vor allem aus der Luft an. Doch inzwischen läuft eine Bodenoffensive. Ihr Ziel: die Hamas zu zerstören. Dazu gehört auch ihr Hunderte von Kilometern langes, unterirdisches Tunnelsystem.
Über das spinnenartige Netzwerk können Hamas-Kämpfer unbemerkt durch den Gazastreifen navigieren. Ebenso verbinden die Tunnel sie mit Ägypten, worüber die Hamas Medienberichten zufolge Waffen und Handelsgüter schmuggeln soll. Ein weiterer Nutzen der Tunnel ist die Lagerung von Waffen, militärischen Einrichtungen und Lebensmittelvorräten.
Die für Israel relevantesten Tunnel sind allerdings die sogenannten «Terror-Tunnel». Sie führen bis nach Israel und schleusten am 7. Oktober zahlreiche Hamas-Kämpfer über die Grenze. Laut Jonathan Conricus, Sprecher des israelischen Militärs (IDF), sind die Tunnel «nur für Hamas und andere Terroristen gedacht, damit sie Raketen auf Israel abfeuern, Operationen planen und Terroristen in Israel einschleusen können».
«Länger geplanter Aufenthalt des Feindes in den Tunneln»
Das IDF geht davon aus, dass wichtige militärische Einrichtungen sowie ein Grossteil der Tunnel sich unter Gaza-Stadt befinden. Dort sind die Bodeneinsätze aktuell am intensivsten. «Kampfingenieure arbeiten daran, die terroristische Infrastruktur der Hamas in Gaza, einschliesslich Tunnel, aufzudecken und zu zerstören», teilte das IDF am Mittwoch per X mit. Seit Kriegsbeginn sollen über 130 Tunneleingänge zerstört worden sein, hiess es weiter.
Unter anderem wurde ein Tunnelschacht in der Nähe einer Schule zerstört, die vom Uno-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) betrieben wird. Auch sollen im von Israel bombardierten Flüchtlingsviertel Dschabalia Tunnelschächte gefunden worden sein. Einer davon befand sich laut dem IDF neben einem Kindergarten. Im Gebiet Beit Hanon wurde zudem ein mutmasslicher Tunneleingang neben einer Schule aus der Luft bombardiert.
Ein Video des Militärs zeigt, wie Soldaten die Tunneleingänge ausgraben. Zudem zeigt einer der IDF-Soldaten aufgespürte Batterien. «Dabei handelt es sich um Autobatterien, mit denen der Feind Luftfilter an die unterirdische Infrastruktur anschliesst», erklärt er. Der Anschluss an Wasser und Sauerstoff deutet laut dem IDF auf einen «längeren geplanten Aufenthalt des Feindes in den Tunneln hin».
Die Bodenoffensive ist für Israel ein gefährliches Unterfangen. Denn: Die Hamas weiss besser, wie die Tunnel verlaufen. Ebenso sind in den Tunneln zahlreiche Waffen und Granaten gelagert, die Hamas-Kämpfer gegen IDF-Soldaten verwenden können. Womöglich setzt Israel daher auf eine Mischung aus Boden- und Luftangriffen.