«Kein Entkommen»
Die Tunnel werden für Hamas zur Todesfalle

Ein grosser Vorteil der Hamas auf dem Schlachtfeld soll zu ihrem grössten Nachteil werden: Die israelischen Streitkräfte wollen die Terrortunnel der Islamisten in Todesfallen verwandeln, ohne hineinzugehen. Wird ein Tunneleingang entdeckt, gibt es kein Entkommen mehr.
Publiziert: 03.11.2023 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2023 um 08:01 Uhr
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Ein weit verzweigtes Netz von Hamas-Tunneln unter dem Gazastreifen ist zu einem Hauptziel des israelischen Militärs geworden, um die militanten Palästinenser auszulöschen.
Foto: AFP

Zweiter Indochinakrieg von 1955 bis 1975: Schon Nordvietnams Vietcong hatte ein riesiges Tunnelsystem gebaut, um Südvietnam und die verbündeten Amerikaner wortwörtlich zu untergraben. Die islamistische Hamas perfektionierte den Kampftunnelbau im Gazastreifen noch. Ihr riesiges Tunnelsystem ist das Rückgrat des Partisanenkriegs. Als die israelischen Streitkräfte am Dienstag im Gaza-Stadtteil Jabalia eine Hamas-Kommandozentrale bombardierten, wurden Terrortunnel getroffen, die einstürzten und gleich mehrere Gebäude zum Einsturz brachten.

Nun drohen die Tunnel zur Todesfalle für die Islamisten zu werden. Der taktische Vorteil, dort Waffen zu lagern und sich vor israelischen Angriffen zu verstecken, droht mit dem Vorrücken von Israels Bodentruppen verloren zu gehen. Die Israelis beginnen den brutalen Häuserkampf – auf Kämpfe in den Tunnel aber werden sie sich kaum einlassen.

Video zeigt israelische Truppen im Gazastreifen
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«Stehen vor Gaza-Stadt»:Video zeigt israelische Truppen im Gazastreifen

Todesfalle für den Feind

Soldaten dürften sich «unter keinen Umständen» in die Tunnel begeben. So warnte jetzt Yair Golan (61), ehemaliger Vize-Generalstabschef der israelischen Armee (IDF), im Radio der Streitkräfte. «Es wäre ein grosser Fehler, in die Tunnel zu gehen» – und es sei auch nicht notwendig. Die bessere Taktik: «Die Eingänge finden und sie versiegeln» – oder Rauch durchleiten, «der den Feind dazu bringt, herauszukommen», so der frühere Knesset-Abgeordnete.

«Wenn die Hamas in den Tunneln bleibt, werden sie zur Todesfalle», ist der Ex-Generalmajor überzeugt. Das Wichtigste sei, die Eingänge zu finden. «Von dem Moment an, in dem die Eingänge gefunden werden, haben die Angreifer den vollen Vorteil. In dem Moment, in dem wir zu den Tunneln gelangen, werden sie zu einer Todesfalle für den Feind.»

«Als ob ich gegen Gespenster kämpfte»

Israelische Einheiten wollen die Tunneleingänge zum Einsturz bringen und so zur Todeszone machen. Die Hamaskämpfer «haben einen Fehler gemacht», sagte ein israelischer Kommandant dem Newsportal Walla. «Sie haben sich entschieden, an einem Ort zu sein, dem sie nicht entkommen können. Sie werden in den Tunneln sterben.»

Der Tunnelkrieg sei eine Mischung aus «Hinterhalten, Fallen, Verstecken und Scharfschützen», erklärt dazu Ex-Militär Golan. Das unterirdische Kampfsystem habe eine desorientierende Wirkung und schaffe blinde Flecken, wenn Hamaskämpfer aus dem Nichts auftauchen, angreifen und sich wieder in Luft auflösen.

Die Terroristen steigen mit ihren Waffen aus den Erdlöchern, feuern auf den Gegner und versuchen, sich schnell wieder in den Untergrund zurückzuziehen. Golan erinnert sich: «Es war, als ob ich gegen Gespenster kämpfte. Man sieht sie nicht.» (kes)

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