Gaza-Stadt eingekesselt
Jetzt beginnt der brutale Häuserkampf

Jetzt ist die Strategie der israelischen Armee klar: Gaza-Stadt wurde eingekesselt. Jetzt soll der Feind bekämpft werden. Allerdings befinden sich auch noch rund 300'000 Zivilisten in der Hauptstadt des Gazastreifens.
Publiziert: 03.11.2023 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2023 um 08:17 Uhr
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An der Grenze zum Gazastreifen bereiten sich israelische Soldaten auf die Bodenoffensive vor.
Foto: keystone-sda.ch
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Guido FelderAusland-Redaktor

Die israelische Armee hat Gaza-Stadt laut eigenen Angaben umzingelt. Die Hamas-Terroristen – es könnten bis 30’000 sein, die sich in der Hauptstadt verschanzt haben – sitzen in der Falle. Mit ihnen sind aber auch 300’000 Zivilisten eingekesselt. Sie wissen nicht, was mit ihnen passieren wird.

Eine Flucht aus der Hauptstadt ist kaum mehr möglich: Im Norden und Süden der Stadt stehen die Israelis, im Westen liegt das Mittelmeer und im Osten die hermetisch abgeriegelte Grenze zu Israel. Dieses Zuziehen der Schlinge verhindert aber nicht nur die Flucht der Terroristen, sondern auch die Lieferung humanitärer Hilfe, die von Ägypten im Süden her langsam in den Gazastreifen hinein tröpfelt.

Das Ziel von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (74): die Herrschaft der Hamas zerstören und die Geiseln nach Hause zurückbringen. Die Israelis hatten zum Gegenangriff geblasen, nachdem die Islamisten am 7. Oktober in Israel ein Blutbad angerichtet und über 200 Menschen verschleppt hatten. Bisher gab es auf israelischer Seite 1400 Tote, auf palästinensischer Seite 8800.

Als Schutzschilde missbraucht

Doron Spielman, Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte (IDF), sprach an einer Pressekonferenz von einer «äusserst schwierigen Kriegsführung». Eine der grössten Herausforderungen seien die vielen Zivilisten, die trotz Warnung Israels die heisse Zone nicht rechtzeitig verlassen hätten. Viele würden von der Hamas als Schutzschilde missbraucht.

800’000 Menschen seien der Aufforderung Israels nachgekommen und Richtung Süden geflüchtet. Diese Region scheint zurzeit nicht Ziel der israelischen Bodenoffensive zu sein.

Anders als im Jahr 2014, als 2251 Palästinenser und 73 Israelis starben, stürmt die IDF dieses Mal den Gazastreifen nicht in grossem Tempo. Vielmehr kämpft sie sich Meter um Meter Richtung Feind vor. Filmmaterial der IDF zeigt, wie Panzer und Bulldozer Hindernisse beseitigen, damit die Truppen vordringen können.

2014 sei für Israel ein Weckruf gewesen, sagt Daphné Richemond-Barak, Expertin für Untergrundkriegsführung an der Reichman-Universität in Israel auf abc.net.au. «Es wurden Spezialeinheiten geschaffen, die speziell für die Neutralisierung, Zerstörung und den Kampf in Tunneln ausgebildet sind.» Das langsame Vordringen soll die Zahl israelischer Opfer verringern und die Hisbollah im Libanon davon abhalten, sich in den Konflikt einzumischen.

Video zeigt israelische Truppen im Gazastreifen
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«Stehen vor Gaza-Stadt»:Video zeigt israelische Truppen im Gazastreifen

Häuserkampf gegen die Hamas

Die Isolierung des Nordens ist der erste wichtige Schritt in Israels Mission, die sie «Eiserne Schwerter» nennt. Auf die Einkesselung der Hauptstadt dürfte ein brutaler Häuserkampf folgen. Alex Plitsas von der N7-Initiative, welche die Partnerschaft zwischen Israel und den arabischen und muslimischen Ländern fördern will, sagt auf dem Portal abc.net.au: «Sie werden wahrscheinlich von Gebäude zu Gebäude gehen, um nach den militärischen Möglichkeiten der Hamas zu suchen und diese zu zerstören – einschliesslich Kommando und Kontrolle, Waffenlagern, wichtigen Anführern und Hamas-Kämpfern, die sich entscheiden, zu bleiben und zu kämpfen.»

Doch auch die Hamas hat sich mit dem Bau von Tunneln und Sprengfallen auf einen Angriff der Israelis vorbereitet. Plitsas: «Diese Operation wird vermutlich Monate dauern, wenn Netanyahus Ziel erreicht werden soll. Es wird ein blutiger und schwieriger Kampf.»

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