Im Gazastreifen herrscht absoluter Ausnahmezustand. Zahlreiche Nothilfeorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe. So sagte Uno-Chef António Guterres beispielsweise am Montag, dass der Gazastreifen sich «in einen Friedhof für Kinder» verwandle.
Laut Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörde sollen bereits 10'000 Menschen getötet worden sein – darunter 4000 Kinder. Weitere 25'000 Menschen sollen verletzt worden sein. Doch in den Krankenhäusern fehlt es vorne und hinten an medizinischen Hilfsgütern.
Allerdings bedroht nicht nur die kontinuierliche Bombardierung Israels die palästinensische Bevölkerung. Auch die Nahrung wird immer knapper, da die Lieferung von Hilfsgütern von Israel stark eingeschränkt wurde. Laut dem World Food Programme (WFP) der Uno steht die einzige Getreidemühle in Gaza wegen Strom- und Treibstoffmangel ausser Betrieb. Zudem sollen seit dem 7. Oktober elf Bäckereien durch israelische Angriffe zerstört worden sein.
Die Bäckereien, die noch geöffnet sind, können den Bedarf der Bevölkerung laut dem Sender Al Jazeera nur bedingt decken, je nach Verfügbarkeit von Mehl und Brennstoff. Das bestätigen Videos aus den sozialen Medien. Sie zeigen, wie Palästinenser bis zu drei Stunden vor Bäckereien anstehen, um an Brot zu gelangen.
«Es gibt kein sauberes Wasser»
Per X warnte die Uno am Sonntag: «Der Zugang zu lebenswichtigen Nahrungsmitteln wird in Gaza immer schwieriger. Die WFP schätzt, dass die Lebensmittelvorräte in Geschäften nur noch wenige Tage reichen werden.»
Neben der Nahrung wird auch das Wasser immer knapper. Die stellvertretende Nahostkoordinatorin der Vereinten Nationen, Lynn Hastings, sagte zur Nachrichtenagentur AP: «Viele Menschen sind, wenn überhaupt, auf brackiges oder salzhaltiges Grundwasser angewiesen». Nur eine von drei Wasserversorgungsleitungen stünde derzeit in Betrieb.
Palästinenser aus dem Gazastreifen sprechen in den sozialen Medien über die extreme Wasserknappheit. Eine Journalistin aus Nord-Gaza, sagt, Wasser gäbe es seit Tagen nicht mehr: «Es gibt kein sauberes Wasser zu trinken. Alles, was wir haben, ist das salzige Wasser aus dem Meer.»
«Es gibt keinen Wert für unsere Existenz»
Sie erzählt weitergehend, dass die Hilfsgüter aus Rafah nur in den Süden des Gazastreifens gelangen. Im Norden würden die Menschen verzweifelt auf Hilfsgüter warten: «Diese 100 Lastwagen sind nicht genug und sie kommen nicht in den Norden. Es gibt keinen Wert für unsere Existenz. Wir sterben an Hunger».
Unter Berufung auf namentlich nicht genannte westliche und arabische Beamte berichtete die «New York Times», dass die Hamas Lebensmittel- und Treibstoffvorräte für sich selbst horten würde. Diese sollen sie in ihrem unterirdischen Tunnelsystem lagern. Das gibt auch Israel an. Unabhängig geprüft werden kann dies allerdings nicht.