Zahlreiche Autos warten beim Grenzübergang Rafah
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Ausländer verlassen Gaza:Zahlreiche Autos warten beim Grenzübergang Rafah

Grenzübergang Rafah
Das ist der letzte Ausweg der Gaza-Bewohner

Zahlreiche Palästinenser und Ausländer konnten am Mittwoch den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen. Ermöglicht wurde das durch die Öffnung des Grenzübergangs Rafah. Blick erklärt dir, was es mit dem Grenzübergang auf sich hat und warum er essenziell ist.
Publiziert: 02.11.2023 um 17:25 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2023 um 18:41 Uhr
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Hunderte Menschen verliessen am Mittwoch den Gazastreifen.
Foto: Getty Images

Dicht an dicht warteten am Mittwoch Hunderte Menschen vor dem schwarzen Metalltor an der ägyptischen Grenze. Alle mit demselben Ziel: Den Grenzübergang Rafah zu passieren und dem blutigen Krieg zwischen der Hamas und Israel zu entkommen. 

Es war das erste Mal, dass der Grenzübergang seit Kriegsausbruch geöffnet wurde und Hunderten von Ausländern und Palästinensern den ansonsten von Israel abgeriegelten Küstenstreifen verlassen konnten.

Dementsprechend chaotisch waren die Szenen, die sich am Grenzübergang abspielten. Wie Reporter von AP News berichteten, war die Stimmung vor Ort von Frustration, Verwirrung und Verzweiflung geprägt. 

Menschen schubsten sich und drängelten vor

Die Angst der Menschen, es nicht schaffen zu können, war den Journalisten zufolge deutlich spürbar – dementsprechend aufgeheizt auch die Stimmung. So hätten sich manche vorgedrängelt oder geschubst.

Der Grenzübergang von Rafah ist für die Bewohner im Gazastreifen die letzte Hoffnung, sich vor dem israelischen Bombenhagel zu retten. Doch was hat es mit dem Grenzübergang auf sich und wieso ist er überhaupt so essenziell?

Rafah ist der einzige Grenzübergang des Gazastreifens, der nicht von Israel kontrolliert wird. Vor dem Angriff der Hamas hatte Israel zwei Grenzübergänge zum Gazastreifen: Erez für den Personenverkehr und Kerem Shalom für den Güterverkehr. Seit der Konflikt jedoch wieder aufgeflammt ist, sind beide geschlossen. Der Grenzübergang Rafah bildet für die Menschen im Gazastreifen also das einzige Tor zur Aussenwelt. 

Nur wer eine Genehmigung hat, darf ausreisen

Der Grenzübergang befindet sich entlang eines 12,8 Kilometer langen Stacheldraht-Zauns, der den Gazastreifen von der ägyptischen Wüste Sinai trennt. Ägypten hatte den Grenzzaun errichtet, nachdem militante Kämpfer 2008 Befestigungsanlagen an der Grenze zu Ägypten unweit von Rafah gesprengt haben.

Seither gelten am Grenzübergang, der an normalen Tagen nur eingeschränkt passierbar ist, strenge Regeln. Das berichtet CNN. So darf nur nach Ägypten einreisen, wer eine entsprechende Genehmigung vorweisen kann. Der Weg dahin sei mit langwierigen bürokratischen und sicherheitstechnischen Verfahren verbunden. Hat man die Genehmigung erhalten, können weitere 30 Tagen vergehen, bis man tatsächlich ausreisen darf. Das bestätigt Jason Shawa, ein in Gaza wohnhafter Amerikaner, gegenüber CNN.

Hinzu kommt, dass der Grenzübergang wegen der Sicherheitslage und der politischen Situation vor Ort an zahlreichen Tagen im Jahr ganz geschlossen ist. So blieben die Tore von Rafah in diesem Jahr bereits an 74 Tagen zu.

Palästinenser werden am Grenzübergang misshandelt

Ist der Tag der Ausreise gekommen, werden dem Bericht zufolge die Reisenden mit einem Bus von der palästinensischen Seite der Grenze auf die ägyptische Seite gebracht. Dort angekommen, müsse man häufig stundenlang darauf warten, dass die ägyptischen Behörden die Visumanträge entgegennehmen und bearbeiten.

Shawa zufolge werden zudem viele Reisende abgewiesen. Doch damit nicht genug: Regelmässig würden Palästinenser am Grenzübergang misshandelt.

Inzwischen konnten rund 400 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsangehörigkeit den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen. Dabei handelt es sich jedoch nur um einen kleinen Teil, derjenigen, die den Gazastreifen verlassen wollen: Wie das Aussenministerium in Kairo am Donnerstag mitteilte, warten nach wie vor 7000 ausländische Staatsangehörige aus 60 Ländern auf die Ausreise.

Über welchen Zeitraum die Ausländer ausreisen sollten und ob es für die Öffnung des Grenzübergangs Rafah bereits eine Vereinbarung gebe, teilte das Ministerium nicht mit. Am Donnerstag sollten 200 weitere Ausländer ausreisen. (dzc)

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