An einem Tag in Gaza getötet
Palästinensisch-amerikanische Familie trauert um 42 Verwandte

Seit dem Massaker vom 7. Oktober führt Israel Krieg gegen Hamas. Den Bombenangriffen auf Gaza fallen Tausende Zivilisten zum Opfer. Eine in den USA wohnhafte palästinensische Familie verlor 42 Angehörige.
Publiziert: 01.11.2023 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2023 um 22:51 Uhr
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Alle auf diesem Foto abgebildeten Menschen sind heute tot.
Foto: Tariq Hamouda

Der israelische Feldzug gegen Hamas im dicht besiedelten Gazastreifen kostet auch Tausenden Zivilisten das Leben. Der US-Nachrichtensender CNN berichtet über eine palästinensisch-amerikanische Familie, die einen besonders schweren Schicksalsschlag verkraften muss: An einem einzigen Tag kamen 42 Familienmitglieder bei Bombenangriffen auf den Gazastreifen zu Tode.

Tariq Hamouda und seine Frau Manal leben im US-Bundesstaat Minnesota. Vor etwas über einer Woche erfuhren sie vom Drama, das sich auf dem Anwesen von Manals Familie im Viertel Sheikh Ejleen in Gaza-Stadt ereignet hatte. Die beiden sind immer noch fassungslos. Hamouda sagt, dass seine Frau, deren Mädchenname Saqallah ist, vier Brüder, eine Schwester und die meisten ihrer Kinder verloren hat, als zwei Explosionen am 19. Oktober zwei Häuser der Familie zerstörten.

«Mit gar nichts etwas zu tun»

Seine Schwiegermutter befand sich auf einem Balkon, erzählt Hamouda, als der erste der mutmasslich israelischen Angriffe erfolgte. Dank der Hilfe eines Verwandten, der ebenfalls überlebte, konnte sie fliehen. Ein zweiter Angriff zerstörte die Anlage vollständig.

«Meine Schwiegermutter sagte, ihre Söhne hätten versucht zu fliehen, aber sie hatten keine Zeit mehr», sagt Hamouda und fügt hinzu, seine Familie sei nicht in militante Aktivitäten verwickelt und habe «mit gar nichts etwas zu tun».

Der Onkel und die Seinen waren bereits geflohen

In Südflorida ist Manals Cousin Eyad Abu Shaban ebenso verzweifelt. «Es ist, als ob deine ganze Welt stillsteht», sagt er. «Es geht nicht um eins, zwei, drei oder vier – es sind 42 Familienmitglieder, das ist wirklich nur schwer zu verkraften.» Abu Shaban erklärt, die Getöteten seien zwischen drei Monate und 77 Jahre alt gewesen. Auch sein Onkel und dessen Familie seien unter den Opfern. Um israelischen Luftangriffen zu entgehen, hätten sie das nahe gelegene Viertel Tel El Hawa evakuiert und im Haus der Saqallahs Zuflucht gesucht.

Abu Shaban, Immobilienentwickler aus Boca Raton, betont ebenfalls, bei seiner Familie handle es sich ausschliesslich im Zivilisten. Auch zahlreiche medizinische Fachkräfte würden zu seinen Angehörigen zählen.

2,2 Millionen können nicht entkommen

Israel erklärte der Hamas am 7. Oktober den Krieg, nachdem die militante Gruppe nach Angaben der israelischen Behörden in Israel mehr als 1400 Menschen, darunter Zivilisten und Militärangehörige, getötet und über 220 weitere entführt hatte. Als Reaktion auf das Massaker startete Israel zahlreiche Luftangriffe auf den Gazastreifen und entsandte Panzer und Bodentruppen.

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Die Grenzen zum Gazastreifen sind geschlossen. Die dort lebenden 2,2 Millionen Palästinenser können nicht entkommen. Obwohl sich die israelische Kampagne offiziell gegen die Hamas richtet, steht auch die Zivilbevölkerung im Kreuzfeuer. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums im Westjordanland wurden seit Kriegsausbruch mindestens 8485 Palästinenser getötet und mehr als 21'000 weitere verletzt. (noo)

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