Kein Strom, kein Wasser. Für viele Bewohner der Flutgebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist das nach wie vor bittere Realität. Dies geht aus einem Bericht der Bundespolizei hervor. Das Papier liegt der «Bild» vor. Die «Versorgung der Bevölkerung wird insgesamt als problematisch bewertet», hält die Bundespolizei darin fest. Viele Betroffene seien «stark traumatisiert».
Auch die Sicherheitslage gibt dem Bericht zufolge Anlass zur Sorge. «Die Akzeptanz gegenüber den Einsatzkräften sinkt stetig», heisst es. In Rheinland-Pfalz seien sogar «Reichsbürger in polizeiähnlicher Uniform» unterwegs. Diese versuchen demnach, «Einsatzkräften Platzverweise zu erteilen». Reichsbürger gelten als rechtsextrem und leugnen die Existenz des deutschen Staates. Sie werden vom deutschen Inlandsgeheimdienst, dem Verfassungsschutz, beobachtet.
Kriminelle nutzen die Not der Menschen aus
Rainer Wendt, Chef der Polizeigewerkschaft, findet klare Worte zum Gebaren dieser selbsternannten Katastrophen-Sheriffs: Eine Flutkatastrophe sei keine Kostüm-Fasnacht für Extremisten. «Wenn die sich im Einsatzgebiet inszenieren, muss die Polizei sie wegräumen.»
Kriminelle versuchen zudem, die Not der Menschen in den Katastrophengebieten auszunutzen. Die Polizei rät zur Vorsicht vor Betrug. Im Internet werden etwa technische Geräte wie Pumpen oder Entlüftungsgeräte angeboten, die gar nicht existieren. Zudem versuchen Kriminelle, sich unter falschem Vorwand Zugang zu Wohnungen zu verschaffen. Regierungssprecherin Ulrike Demmer verurteilt mit Blick auf Betrüger im Flutgebiet eine «Instrumentalisierung dieses schlimmen Geschehens».
500-Tonnen-Fels droht abzurutschen
Wie die Bundespolizei in ihrem Papier weiter warnt, droht in Rheinland-Pfalz zudem ein «500-Tonnen-Fels durch die Folgen des Hochwassers abzurutschen».
Auch der Bieler Arzt Manuel Bobrich, der letzte Woche als freiwilliger Helfer im Flutgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz im Einsatz stand, berichtet von schockierenden Zuständen. «Solche Bilder ist man sich von Deutschland nicht gewohnt», sagt Bobrich dem «Bieler Tagblatt». Die Menschen hätten wie betäubt gewirkt. «Der Mensch ist auf das Überleben ausgerichtet, der Schock und die Gewissheit, was geschehen ist, tritt meistens erst nach ungefähr zwei Wochen ein.» (noo)