Die Rur schlängelt sich durch die Landschaft westlich von Düsseldorf (D), wird teilweise rechts und links von Dämmen und Deichen gesäumt, auf denen an schönen Tagen Hundehalter und Spaziergänger flanieren. Das Wasser der Rur fliesst in zahlreichen Kurven in Richtung Niederlande, wo der Fluss in der Stadt Roermond in die Maas mündet.
Doch am Freitag brach einer der Deiche entlang der Rur. Der Ortsteil Ophoven der Stadt Wassenberg, die schon 2011 von einem «Jahrhunderthochwasser» bedroht war und hoffen musste, dass ihr Deich standhält, wurde geflutet. Zahlreiche Häuser stehen seit Freitag im Wasser, 700 Menschen mussten evakuiert werden. Die meisten hatten einen Teil ihres Hab und Guts verloren.
Grosser Druck auf Damm wegen geschlossener Schleuse?
Bevor der Damm nachgelassen hatte, hatte sich Wassenbergs Bürgermeister Marcel Maurer verzweifelt an die niederländische Stadt Roermond gewandt. Dies mit der Bitte, die Schleusen zu öffnen, die das viele Wasser so weit zurückstauen liess, dass es eben zum grossen Druck auf den Damm kam.
Doch die Bitte wurde abgewiesen. Der niederländische Deichverband sagte im Nachhinein, er sehe keinen Zusammenhang zwischen dem Dammbruch und dem Schliessen der Schleusen auf niederländischer Seite, wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtet.
Eigentlich war mal ein neuer Damm geplant
Nach Berechnungen des niederländischen Deichverbands Limburg hatte das eine mit dem anderen nichts zu tun. Denn: Die Schleuse der Rur werde bei Hochwasser immer geschlossen. So schütze man die Stadt Roermond vor einer Überflutung, wenn Wasser von der Maas in die Rur zurückdrückt. Das Wasser der Rur werde dann immer über den Hambeek, das ist ein Seitenarm der Rur, in die Maas geleitet. So gebe es einen normalen Wasserabfluss in der Rur – ohne Auswirkungen auf deutscher Seite.
Besonders tragisch: Ophoven hätte eigentlich einen neuen Damm erhalten müssen. Doch Berechnungen des lokalen Wasserverbandes gingen davon aus, dass nach dem Jahrhunderthochwasser 2011 nicht mehr so viel Wasser daherkommen würde – und es reiche, ein kleines Wehr zwischen Ophoven und Heinsberg-Karken durch eine Rampe zu ersetzen, damit das Wasser schneller abfliesse. Ein Damm, wie ursprünglich geplant, sei überflüssig.
Gefahr noch nicht gebannt
Heute Sonntag teilte die Stadt mit, dass in allen Ortsteilen sinkende Wasserpegel zu beobachten seien und die Wassermassen zunehmend wieder über die Kanalisation aufgenommen werden können. Entwarnung werde trotzdem noch nicht gegeben. Denn weitere Dammbrüche könnten noch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Die Stadt Roermond hat die Schleusen bis heute nicht geöffnet.