Die Schweiz versinkt im Wasser. Starke und lang anhaltende Regenfälle haben die Pegel zahlreicher Gewässer anschwellen lassen. Ganz Bern schaute bange auf die Aare. Die Reuss lies Luzern zittern. In Zürich schwappte der See auf die Uferpromenade.
Das Schlimmste scheint vorüber. Die Pegel sinken an den meisten Orten wieder, die Sonne macht sich breit, Regenwolken ziehen davon. An den Gebäuden bleibt aber ein Schaden in Millionenhöhe. Bislang hätten die 18 Schweizer Gebäudeversicherer geschätzte Schäden in der Höhe von 450 Millionen Franken gemeldet, sagt Siméon Bongard, Sprecher der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG), zur «NZZ am Sonntag».
Damit ist laut Bongard bereits im Juli klar: Die Schadensumme aus dem Jahr 2007 wird übertroffen werden. Damals verzeichneten die Versicherungen die zweitgrösste Schadensbilanz seit der Jahrtausendwende. Einzig im Katastrophenjahr 2005 war die Bilanz noch verheerender.
Immer öfters im Extrem
2021 schafft also Silber. Mindestens. Denn das Jahr ist noch lange nicht vorbei. Der Sommer auch nicht. Und die Hochwassersituation kann sich wieder verschärfen. «Bis zum Normal-Niveau könnte es einen Monat dauern», sagt Hydrologe David Volken zu Blick TV.
Die Gebäudeversicherer jedenfalls sind alarmiert. Immer öfters kommt es zu extremen Schäden wegen des extremen Wetters.
«Wir stellen fest, dass die extremen Wetterereignisse zunehmen», sagt etwa Frank Weingardt, Abteilungsleiter Prävention bei der Aargauischen Gebäudeversicherung (AGV). «Gleichzeitig steigt die Häufigkeit der Schäden.» Ähnlich klingt es bei der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich. «Elementarereignisse treten in kürzeren Abständen und mit grösserer Heftigkeit auf», so Sprecherin Barbara Greuter.
Hagel zerhaut Dächer
«Wegen der Erwärmung des Klimas nimmt das Potenzial für heftige Gewitter zu», sagt auch Markus Wigger, Leiter Elementarschadenprävention bei der Gebäudeversicherung Luzern (GVL). «Sie folgen sich zudem in immer kürzeren zeitlichen Abständen.»
So hagelte es im Ort Wolhusen LU kürzlich so stark, dass in ganzen Quartieren kein Dach ganz blieb. Die Hagelkörner erreichten bisher noch nie gesehene Grössen. Wigger: «Einen Hagelschlag mit diesem Schadenausmass hat die Gebäudeversicherung Luzern noch nie erlebt.»
Naturereignisse sind aber nur ein Grund für die steigenden Schadensummen. Der andere ist die grosse Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten – und Entwicklungen in der Architektur, welche die Anfälligkeit für Schäden erhöhen. (ise)