Von Corona bis Cholera
Nach der Flutkatastrophe zittern die Deutschen vor Krankheiten

Wird die Hochwasserkatastrophe zu einem Superspreader-Event? In Deutschland bereitet man sich nach der Flut auf den Ausbruch schwerer Krankheiten vor.
Publiziert: 20.07.2021 um 14:12 Uhr
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Aufräumen in Rheinland-Pfalz: Im Schlamm tummeln sich Krankheitserreger.
Foto: keystone-sda.ch

Kaum ist die Gefahr von Hochwasser vorüber, drohen in Deutschland schwere Krankheiten. So sagt Hygieniker Klaus-Dieter Zastrow (71) in der «Bild»: «Dadurch, dass nahezu die gesamten Abwasserleitungen zerstört sind, vermengen sich Trink- und Abwasser. Damit ist die grosse Gefahr gegeben, dass sich die Leute an nahezu allem anstecken können, rein theoretisch können da sogar Cholera und Poliomyelitis (Kinderlähmung) dabei sein.»

Zastrow warnt, dass jetzt nicht nur Durchfallerkrankungen und Noro-Viren auftreten könnten, sondern auch alle anderen Viren, die sich als Tröpfcheninfektion verbreiten. Zastrow: «Man muss mit allen Krankheiten rechnen. Deswegen müssen die Menschen vorrangig mit Trinkwasser versorgt und die Abwässer konsequent abgesondert werden. Das Sprichwort ‹Erst kommt die Katastrophe, dann die Seuche› darf nicht Wirklichkeit werden.»

Krise als Superspreader-Event?

Eine Gefahr besteht auch bei Aufräumarbeiten. Bei einer Verletzung im schmutzigen Wasser könnte Tetanus auftreten. Zudem kann sich Schimmel auf die Gesundheit auswirken. Schon nach drei, vier Tagen entsteht Schimmel, der bis in 14 Tagen in voller Blüte steht. Schimmel kann Atemwegsbeschwerden, allergische Reaktionen, Asthma, Bronchitis und andere Komplikationen auslösen.

Die Angst wächst auch vor einer neuen Corona-Welle. David Freichel vom Corona-Kommunikationsstab in Rheinland-Pfalz sagt im «Spiegel»: «Derzeit kommen viele Menschen auf engstem Raum zusammen, um die Krise gemeinsam zu bewältigen. Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigung der Katastrophe nicht zu einem Superspreader-Event wird.»

Corona auch in den Notunterkünften

Das Landesgesundheitsministerium bereitet deshalb laut Freichel in Absprache mit den Behörden der betroffenen Landkreise eine Sonder-Impfaktion in den Katastrophengebieten vor. Viele Rettungskräfte hätten bereits den vollen Impfschutz.

Auch das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen warnte vor einem steigenden Infektionsrisiko in den Hochwassergebieten. «Eine erhöhte Gefahr der Ausbreitung von Sars-CoV-2 könnte sich vor allem durch die Unterbringung von Personen in Notunterkünften entwickeln.» (gf)

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