Jetzt läuft das Aufräumen nach den verheerenden Fluten
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Rettungskräfte im Dauereinsatz:Jetzt läuft das Aufräumen nach den verheerenden Fluten

Britische Wissenschaftlerin erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Behörden
Warnsystem soll Hochwasser präzise vorausgesagt haben

«Monumentales Systemversagen» trage Mitschuld am Flutdrama in Deutschland. Diesen schweren Vorwurf erhebt eine britische Hochwasser-Expertin. Ein europäisches Warnsystem habe rechtzeitig und präzise Alarm geschlagen. Doch die Bevölkerung sei nicht gewarnt worden.
Publiziert: 19.07.2021 um 03:50 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2021 um 12:53 Uhr
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Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (m.) hat am Sonntag das Flutkatastrophengebiet in Ahrweiler an der Ahr besucht.
Foto: Keystone

Die britische Wissenschaftlerin Hannah Cloke erhebt schwere Vorwürfe gegen den deutschen Katastrophenschutz. Die Mitentwicklerin des europäischen Hochwasser-Warnsystems spricht in der Londoner «Sunday Times» von «monumentalem Systemversagen». Die Bundesregierung und das deutsche Katastrophenschutz-System tragen Mitverantwortung für die verheerenden Folgen der Flut, so die Professorin für Hydrologie an der Universität Reading.

Ein «monumentales Versagen des Systems» hätte zu einer der grössten Katastrophen der Nachkriegszeit in Deutschland geführt, so Cloke. «Besonders in den Städten wurden Menschen weggespült. Das deutet darauf hin, dass viele Dinge schief liefen. Die Menschen hätten Warnungen erhalten müssen», erklärt die Wissenschaftlerin. «Die Menschen hätten die Warnungen verstehen müssen. Es nützt nichts, massive Computermodelle zu haben, die vorhersagen, was passieren wird, wenn die Menschen nicht wissen, was sie bei einer Flut tun sollen.»

Denn genau das hätten die Computermodelle getan: die Katastrophe vorhergesagt. Das europäische Hochwasser-Warnsystem Efas habe «am 10. Juli – vier Tage vor den ersten Überschwemmungen – Alarm geschlagen und warnte die deutsche und belgische Regierung vor dem hohen Risiko von Überschwemmungen im Einzugsgebiet des Rheins und der Maas.»

Präzise Vorhersage

Spätestens 24 Stunden vorher sei den deutschen Stellen nahezu präzise vorhergesagt worden, so Cloke, welche Regionen von Hochwasser betroffen sein würden, darunter Gebiete an der Ahr, wo später mehr als 93 Menschen starben. Genau dort starben die meisten der mindestens 158 Menschen, deren Tod bislang bestätigt wurde. Weitere Opfer dürften entdeckt werden, wenn das Wasser abfliesst und Schuttberge weggeräumt werden.

Cloke räumt ein, nicht alle Orte seien präzise vorhergesagt worden, aber man habe Zeit gehabt, umfassend ein grosses Gebiet zu warnen und notfalls Evakuierungen einzuleiten. Dem ZDF sagte Cloke, dass man Deutschland die Daten übermittelt habe, «doch irgendwo ist diese Warnkette dann abgebrochen, so dass die Meldungen nicht bei den Menschen angekommen sind».

Musik statt Warndurchsagen

Während beispielsweise die über ihre Ufer tretende Wupper in der Nacht auf Donnerstag in Wuppertal Sirenenalarm aufheulen liess und in der Stadt Lautsprecherwagen durch die Strassen fuhren, blieben im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Warndurchsagen aus. Der spielte weiter Musik.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD), der die Efas-Warnungen erhalten hatte, sieht sich nicht in der Verantwortung, die Bevölkerung nicht alarmiert zu haben. Ein DWD-Sprecher sagte dem ZDF: «Wir haben getan, was zu tun war.» Bis auf die einzelnen Gemeinden genau habe man einen Tag vor der Katastrophe «vor Regenmengen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gewarnt». Und als gäbe der Wetterdienst Medien die Schuld: die vom DWD übermittelten Warnungen seien «nicht von allen Medien» geteilt worden. (kes)

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