Ein halbes Jahr lang hat Maxim Kusminow (28) gemeinsam mit dem ukrainischen Geheimdienst am Plan für seine Flucht gearbeitet. Ende August war es dann so weit: Der russische Pilot stieg in einen Helikopter und lief über. Ein Coup für den ukrainischen Geheimdienst, eine öffentliche Demütigung für den Kreml.
Russlands Präsident Wladimir Putin (70) will die Sache offenbar nicht auf sich beruhen lassen, Kusminow wurde jetzt zum Staatsfeind erklärt. Der russische Militärgeheimdienst hat die Aufgabe bekommen, den jungen Mann zu töten.
TV-Bericht über Maxim Kusminow
Die Nachricht vom Mord-Befehl wurde im Staatsfernsehen verkündet. Am 1. Oktober wurden im Rahmen der Sendung «Neuigkeiten der Woche» Aufnahmen von Kusminow auf dem Fernsehsender Rossija 1 präsentiert.
Mehr zum Krieg in der Ukraine
In einem Bericht wird Kusminow von Militärkorrespondent Sergej Zenin als «Verräter des Vaterlandes» betitelt, während mehrere Interviews, die Kusminow ukrainischen Journalisten gab, zu sehen sind. Zenin soll demnach zwei seiner Kameraden getötet haben. Dabei soll es sich um Mitglieder der Besatzung des Mi-8-Helikopters gehandelt haben, die er durch Täuschung auf das Territorium der Ukraine gelockt haben soll.
Spezialeinheiten sollen Kusminow töten
«Dem Verräter Kusminow wird man nicht vergeben», erklärt Kreml-Sprachrohr Zenin weiter. Ein Vertreter der Spionageabwehr habe mitgeteilt, dass sein Verbrechen nicht verjähre. «Alle Piloten, die derzeit im nördlichen Militärbezirk kämpfen, träumen davon, sich für den Tod ihrer Kameraden zu rächen.»
Zudem hätten russische Spezialeinheiten den Tötungsbefehl bereits erhalten. In dem TV-Beitrag versprechen maskierte Personen, dass der Pilot mit Sicherheit gefunden werde.
Kusminow hatte am 23. August in Absprache mit dem ukrainischen Geheimdienst einen Mi-8-Helikopter entführt und ihn auf ukrainischem Territorium gelandet, wo er sich ergab. Zwei weitere Besatzungsmitglieder starben bei der Flucht. Der Chef des ukrainischen Geheimdienstes, Kyrylo Budanow (37), behauptete, sie seien bei dem Versuch zu entkommen, getötet worden. Der russische FSB eröffnete nach der spektakulären Flucht ein Strafverfahren gegen Kusminow.
«Ich habe mich an den ukrainischen Geheimdienst gewandt und meine Situation geschildert. Man bot mir Sicherheitsgarantien, neue Dokumente und eine finanzielle Entschädigung im Gegenzug für mein Überlaufen an», hatte Kusminow nach seiner Flucht im ukrainischen Fernsehen gesagt.