Auf einen Blick
- Chefin teilt Gen-Z-Erfahrungen auf Tiktok. Junge Mitarbeiter haben ungewöhnliche Ansprüche
- Gen-Z-Praktikanten überraschen mit ehrlichen Ausreden und respektlosen Kundenantworten
- Einige Tiktok-Videos der Chefin wurden über 1,5 Millionen Mal angeschaut
«Gerade gehts gerade nicht, denn ich bin noch in der Wanne» oder «Ich musste das Meeting verschieben, weil ich noch länger schlafen wollte». Mit solchen Sätzen muss sich Teresa Katz (28) aus München (D) herumschlagen. Die junge Frau hat das Modeunternehmen «Half Moon Studio» gegründet.
Die Firma verkauft Bademode und T-Shirts. Hilfe bekommt Katz dabei von Studenten und Praktikanten. Alle stammen aus der Generation Z, abgekürzt Gen Z. Damit sind Menschen gemeint, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind. Und im Gegensatz zu früheren Generation hat der Nachwuchs Ansprüche und Bedürfnisse, die auch offen kommuniziert werden.
«Ich musste meine Augen ausruhen»
Was sich die jungen Mitarbeiter dabei alles rausnehmen, schildert Katz auf Tiktok. Und das Interesse ist gross. Einige Videos wurden schon über 1,5 Millionen Mal angeschaut. Darunter ein Clip, in dem die Firmenchefin berichtet, wie eine Mitarbeiterin plötzlich ein Meeting deutlich nach hinten verschoben hat. Sie fragte nach, was los sei. Ihre Antwort: «Ich bin heute Morgen liegen geblieben.»
Katz dachte da noch, dass ihre Praktikantin ein Problem mit dem Auto hatte. «Das war mein einziger logischer Gedanke», berichtet Katz. Doch dann kam raus: Die Praktikantin lag halt einfach noch im Bett. Das andere Mal kam eine Praktikantin zu spät. Ihre Erklärung: «Ich musste halt, nach dem ich den Wecker ausgeschaltet habe, meine Augen ausruhen.»
Als sich eine Kundin per Mail beschwerte, schrieb eine Gen-Z-Praktikantin Folgendes zurück: «Da ihre Mail eine Tendenz zu einem respektlosen Ton aufweist, möchte ich Ihnen gerne empfehlen, mal wieder auf einen Lego-Stein zu treten.» Dazu auch noch der Nachtrag: «Wahlweise würde auch den kleinen Zeh am Türrahmen anschlagen helfen, wäre mir persönlich wohl gleichgültig.» Katz war zunächst sprachlos, aber auch beeindruckt.
«Oft denke ich: Das wusste ich noch nicht»
Trotz der vielen Anekdoten könne man auch viel lernen von der Gen Z. «Sie haben eine gesunde Distanz zur Arbeit, haben eine Leichtigkeit, die Älteren oft fehlt. Und eine gewisse positive Naivität – dadurch werden Dinge, die man immer gleich gemacht hat, durchdacht», sagt Katz zur «Wirtschaftswoche». Und sie lerne viel in Sachen Digitalität. «Selbst ich sitze oft da und denke: Das wusste ich noch nicht. Sie können auch manche Dinge viel schneller als ich. Und sie haben eine tolle Fehler- und Feedbackkultur.»
Ausserdem sind die jungen Leute einfach erfrischend ehrlich. Darum kann sie nur allen Chefs empfehlen, proaktiv auf die Gen Z zuzugehen. «Wenn man als Führungskraft reserviert ist, wird einem eine 20-Jährige nie ehrlich sagen, wie es ihr geht. Ich bin selbst auch sehr ehrlich darüber, wie es mir geht und wann mir Arbeit auch mal schwerfällt. Ziel ist es, Motivation für die Aufgaben zu schaffen und nicht für die Arbeit.»