Obwohl längst nicht mehr so viele Stellen offen sind wie nach Corona, kämpfen Schweizer KMU mit Rekrutierungsproblemen. Über die Hälfte hat Mühe, geeignete Leute zu finden, zeigt eine neue Arbeitsmarktstudie der Axa.
Der jahrelange Fachkräftemangel habe das Kräfteverhältnis am Arbeitsmarkt verändert, sagt Michael Hermann (52), Geschäftsführer des Forschungsinstituts Sotomo, das die Umfrage durchgeführt hat. «Arbeitnehmende kennen ihren Wert und formulieren zusätzliche Erwartungen an künftige Arbeitgebende. Darauf müssen KMU reagieren können».
Für die vorliegende Studie befragte das Forschungsinstitut Sotomo 300 Schweizer KMU mit fünf und mehr Beschäftigen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Datenerhebung erfolgte zwischen 5. und 13. Februar über das Unternehmenspanel von AmPuls.
Für die vorliegende Studie befragte das Forschungsinstitut Sotomo 300 Schweizer KMU mit fünf und mehr Beschäftigen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Datenerhebung erfolgte zwischen 5. und 13. Februar über das Unternehmenspanel von AmPuls.
Ältere sind anspruchsvoller
Dabei sind es nicht die jüngeren Generationen Y und Z, die die meisten Forderungen stellen. Während die unter 30-jährigen Arbeitnehmenden tatsächlich viel Wert auf die Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeiten legen, sind diese Bedürfnisse bei den Älteren genauso ausgeprägt.
Nach Einschätzung der KMU gewichten die Jungen vor allem die Selbstverwirklichung höher als die über 30-Jährigen. Dafür ist für die Älteren der Lohn ein wichtigerer Faktor. Und auch bei den Themen Wertschätzung, Teamgeist oder Umgangsformen sind die älteren Arbeitnehmenden anspruchsvoller.
Junge leisten weniger
Bestätigt wird das gängige Klischee der faulen Generation Z aber teilweise bei der Leistung. Jüngere Arbeitnehmende zeigen nach Aussage der KMU weniger Verantwortung und Leistungsbereitschaft als ihre älteren Kollegen.
Besonders grosse Unterschiede gab es bei der Bewertung der Loyalität gegenüber dem Unternehmen. «Umfragen zeigen, dass jüngere Mitarbeitende schneller bereit sind, die Stelle zu wechseln, als ältere. Das widerspiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen», sagt Hermann.
Die Annahme, dass die jüngeren Generationen im beruflichen Umfeld häufiger mit psychischen Erkrankungen auffallen, bestätigt sich hingegen nicht. Hier sah die Mehrheit der KMU keinen Generationenunterschied.
Homeoffice und höhere Löhne
Um im Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte zu bestehen, bieten die KMU den Angestellten zahlreiche Verbesserungen. Rund die Hälfte aller befragten Firmen (48 Prozent) gab an, 2024 mehr Teilzeitstellen anzubieten. 47 Prozent bieten mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung wie Homeoffice oder Vertrauensarbeitszeit.
Auch beim Geld setzen die Firmen an: Ein Fünftel (21 Prozent) aller Befragten erklärte, neuen Mitarbeitenden deutlich höhere Löhne anzubieten. 32 Prozent der Unternehmen gaben zudem an, auch bestehenden Mitarbeitenden grössere Lohnerhöhungen zu gewähren, um sie an das Unternehmen zu binden.
Trotz der schwierigen Suche nach geeigneten Angestellten: Nur zwei von fünf KMU bieten Lehrstellen an. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch von den ausbildenden Betrieben gibt die Hälfte an, dass sie Schwierigkeiten hätten, genügend Lernende zu finden. Zudem fehlt es in kleineren Betrieben oft an den notwendigen Strukturen und Ressourcen, die es für die Lehrlingsausbildung braucht.