Das sei ein Rekord bei der Aufzeichnung mit Messgeräten, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche, berichtet die internationale Gruppe um Piers Forster von der Universität Leeds im Journal «Earth System Science Data». Der Bericht «Indicators of Global Climate Change» (IGCC) wurde am Mittwoch veröffentlicht. Ein Jahrzehnt zuvor (2004 – 2013) waren es nach Angaben der Universität rund 0,20 Grad Erwärmung.
Der Anstieg sei einerseits auf den hohen Treibhausgas-Ausstoss zurückzuführen – im Schnitt habe der Mensch im vergangenen Jahrzehnt pro Jahr Treibhausgase mit der Klimawirkung von rund 53 Gigatonnen Kohlendioxid produziert. Andererseits sei die Menge an kühlenden Aerosolen in der Atmosphäre gesunken. Beispielsweise war infolge einer neuen Verordnung für sauberere Schiffskraftstoffe der Gehalt an Sulfat-Aerosolen stark zurückgegangen.
Auch El Niño könnte Rolle gespielt haben
Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900 betrug die vom Menschen verursachte Erwärmung im Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts (2014–2023) 1,19 Grad. Ein Jahr zuvor (2013 bis 2022) lag der Jahrzehnt-Durchschnitt mit 1,14 Grad noch etwas niedriger.
Klimawandel und Erderwärmung
Im einzelnen Jahr 2023 erreichte die allein durch menschliche Aktivitäten verursachte Erhöhung der Erdtemperatur den Berechnungen zufolge 1,31 Grad im Vergleich zu 1850 bis 1900. Das sei weniger als die gesamte Erwärmung desselben Jahres von 1,43 Grad, was darauf hindeute, dass auch natürliche Klimaschwankungen bei der Rekordtemperatur in dem Jahr eine Rolle gespielt haben, insbesondere das Klimaphänomen El Niño.
Dem Report zufolge darf der Mensch ungefähr nur noch 200 Milliarden Tonnen CO2 produzieren, bevor eine globale Erwärmung auf 1,5 Grad erreicht werde. Das entspreche etwa den aktuellen Emissionen von fünf Jahren. Allerdings ist die Spanne der Schätzung hoch und reicht von 100 bis 450 Milliarden Tonnen.
Umkehr im aktuellen Jahrzehnt?
Kleiner Lichtblick: Es gebe Belege, «dass sich der Anstieg der CO2-Emissionen im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu den 2000er-Jahren verlangsamt hat», schreibt das Autorenteam. Je nach gesellschaftlicher Entscheidung könnte das aktuelle Jahrzehnt eine Umkehr einiger Zahlen des Berichts bringen.
«Unsere Analyse zeigt, dass die vom Menschen verursachte globale Erwärmung im vergangenen Jahr weiter zugenommen hat, obwohl die Klimaschutzmassnahmen den Anstieg der Treibhausgasemissionen verlangsamt haben», sagte Erstautor Forster dennoch. «Die globalen Temperaturen bewegen sich immer noch in die falsche Richtung und das schneller als je zuvor.»
Der Report IGCC wurde 2023 ins Leben gerufen. Die massgebliche Quelle für wissenschaftliche Klima-Informationen sei zwar der Weltklimarat (IPCC), schreibt die Universität Leeds. Da dieser aber erst etwa 2027 eine grössere Bewertung herausgeben möchte, entstehe eine Lücke, die der Report füllen solle. Diesmal sei er von einem 57-köpfigen Forschungsteam aus 42 Institutionen in 15 Ländern erstellt worden.