«Aussergewöhnliche Ausschläge nach oben»
Steckt der Klimawandel hinter den krassen Wetterkapriolen?

Im April gibt es jedes Jahr krasse Wetterumschwünge. Sommer und Winter scheinen sich abzuwechseln. Dieses Jahr wirken die Wechsel besonders extrem. Steckt der Klimawandel hinter diesem Phänomen? Ein Experte ordnet ein.
Publiziert: 11.04.2024 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2024 um 09:45 Uhr
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Im Moment spielt das Wetter in der Schweiz verrückt.
Foto: Keystone
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Janine EnderliRedaktorin News

«Der April macht, was er will». Dieses Sprichwort hört man derzeit fast täglich. Der Grund: Wetterkapriolen beschäftigen die Menschen in Mitteleuropa. So folgten auf das Frühlingswetter vom vergangenen Wochenende unverhofft wieder kühle Temperaturen.

Dieses Wochenende geht es wieder in die andere Richtung: Der Sommer feiert ein Comeback, bevor Mitte nächster Woche – bei kaum mehr 10 Grad – Schneeschauer bis unter 1000 Meter drohen. Blick wollte von einem Meteorologen wissen, woher die krassen Wetterumschwünge kommen.

Rund zwei Grad höher wegen Klimawandel

«Solche Achterbahnbewegungen sind eigentlich absolut typisch für April», sagt Roger Perret (56) von «Meteo News» zu Blick. «2024 fallen sicher die aussergewöhnlichen Ausschläge nach oben auf.» Da spiele laut Perret durchaus der Klimawandel mit rein. «Die Wetterlage ist zwar oft die Gleiche wie früher, die Temperatur im Wettersystem ist aber aufgrund des Klimawandels rund zwei Grad höher, was zu höheren Temperaturen während wärmeren Phasen führt.» 

Perret betont aber: Die Wetterkapriolen an sich lassen sich nicht auf die Erderwärmung zurückführen. «Schwankungen gab es schon immer. Es gibt keine Daten, die nachweislich zeigen, dass der Klimawandel zu häufigeren Schwankungen führt», sagt der Experte. 

Kriegen wir mehr Saharastaub wegen des Klimawandels?

Das wechselhafte Wetter im April rührt gemäss Perret daher, dass sich warme und kühle Luftmassen in einem ständigen Kampf befinden. Herrscht eine Südlage, bescheren uns warme Strömungen Sonnenschein und sommerliche Temperaturen – und das Wetter in der Schweiz ist föhnig. 

Die Südlage sorgt auch immer wieder dafür, dass hierzulande hohe Konzentrationen von Saharastaub in der Luft liegen. Gerade in den letzten Wochen seien die Konzentrationen gelegentlich hoch gewesen, meint der Klimaexperte. Obwohl dies naheliegend erscheine, gebe es aber «keine wissenschaftlichen Nachweise, dass der Klimawandel zu häufigeren und höheren Saharastaub-Konzentrationen führt.» Auch sei der Föhn bis anhin statistisch noch nicht häufiger und stärker geworden.

Ziehen die atlantischen Tiefdruckgebiete, die uns warme Südlagen bringen, über Mitteleuropa nach Osten, sinken die Temperaturen aufgrund der drehenden Strömung und damit kühlerer Luft wieder. 

Grosse Auswirkung auf den menschlichen Körper

Die unterschiedlichen Wetterlagen spüren viele und berichten von Schlafstörungen und grosser Müdigkeit. Der Einfluss unterschiedlicher Temperaturen auf den Körper ist offensichtlich, doch die Wetterempfindlichkeit schwankt von Person zu Person. So erklärt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der medizinischen Universität Wien gegenüber «Der Standard»: «Die Phase der Akklimatisierung, die Übergangszeit, fehlt derzeit. Wir kennen eher einen fliessenden Übergang, es wird, mit kleinen Ausreissern, langsam wärmer. Die jetzigen schlagartigen Wetteränderungen belasten manche wirklich stark.» 

Das Herz-Kreislauf-System müsse sich bei einem so plötzlichen Wechsel rasch umstellen, so Hutter weiter. So hätten etwa Menschen mit Vorerkrankungen oft eine geringere Fähigkeit, diese Schwankungen auszugleichen, da sie schon ohne Wetterwechsel unter gesundheitlichen Problemen leiden. 

Warme Luft sorgt für Glücksgefühle

Der Experte empfiehlt, ganzjährig Sport zu treiben, sich ausgewogen zu ernähren, und auf eine gesunde Schlafhygiene zu achten. Ein weiterer Tipp von Hutter: Wechselduschen. «Die kann man das ganze Jahr über machen, sie kosten nichts und sind ein super Training für das Herz-Kreislauf-System.» 

Trotzdem könne man sich auch auf die Sommertage freuen. Im Frühling steigt der Serotoninspiegel für gewöhnlich an, was zu Glücksgefühlen führt. 


 

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