Kein Bock auf Telefonat mit Trump – Start in neuen Kalten Krieg?
Das ist Xi Jinpings Schlachtplan im Zollkrieg

Donald Trump hat China mit strengen Zöllen belegt. Nun wartet er auf einen Anruf aus China, um einen Deal zu machen. Doch Xi Jinping ruft nicht an. Stattdessen schmiedet er eigene Pläne.
Publiziert: 18:15 Uhr
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Aktualisiert: vor 36 Minuten
Ein Containerschiff am Hafen von Qingdao, China: Chinesische Exporte in die USA sind aktuell mit Zöllen von bis zu 145 Prozent belegt.
Foto: AFP

Darum gehts

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Daniel JungRedaktor News

Donald Trump (78) sagt, er warte auf einen Anruf von seinem guten Freund Xi Jinping (71). Aber der Chinesen-Machthaber lässt Trump links liegen – und hat den US-Präsidenten bisher nicht angerufen. Auch, weil Trump immer weiter gegen China stichelt. 

Xi reagiert auf die hohen US-Zölle anders, als Trump das erwartet hat. Aus innenpolitischen Gründen zeigt er gegenüber den USA klare Kante. Blick erklärt Xis Strategie im Zollkrieg – der sich gar zu einem neuen Kalten Krieg ausweiten könnte.

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Wartet auf einen Anruf von Xi Jinping: US-Präsident Donald Trump.
Foto: Getty Images

Xi zeigt dem «Dealmaker» die kalte Schulter

Am Freitag sagte Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Oval Office: «Ich habe eine sehr gute Beziehung mit Präsident Xi, und ich bin überzeugt, dass es so weitergehen wird.» Auf die Frage, ob er kürzlich mit dem chinesischen Präsidenten gesprochen habe, wollte Trump nicht eingehen. 

Dabei ist klar: Präsident Xi hat sich noch nicht bei Trump gemeldet, und es gibt auch keinen Termin für ein solches Gespräch, wie «New York Times» und «Wall Street Journal» übereinstimmend berichten. 

Eigentlich ist Trumps internationale Diplomatie stark auf persönliche Beziehungen ausgerichtet. Trump will wichtige Entscheidungen direkt am Tisch treffen und so einen Deal abschliessen. 

Xi Jinping will das derzeit nicht. Dabei stichelt Trump weiter gegen China. Am Ostersonntag postete er Bilder von grossen Müllstrudeln im Meer und schrieb: «‹Ein Geschenk Chinas› im Pazifischen Ozean.» 

«‹Ein Geschenk Chinas› im Pazifischen Ozean»: Post von Donald Trump auf Truth Social vom 20. April 2025.
Foto: Screenshot Truth Social

Keine Schwäche zeigen

Dass sich Xi nicht meldet, hat mehrere Gründe. Auch in der chinesischen Politik ist es entscheidend, Stärke und Souveränität zu demonstrieren. Ein direkter Anruf bei Trump könnte als Zeichen von Schwäche interpretiert werden.

China hat auf die US-Zölle – derzeit bis zu 145 Prozent auf chinesische Importe – mit eigenen Zöllen auf US-Waren reagiert. Diese betragen bis zu 125 Prozent. Xi betont, dass China «bis zum Ende kämpfen» wird, um nationale Interessen zu verteidigen.

«Die Tür zu Gesprächen ist offen, aber der Dialog muss auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt geführt werden», sagte kürzlich ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums. «Wenn die USA die Konfrontation wählen, wird China mit gleicher Münze zurückschlagen. Druck, Drohungen und Erpressung sind nicht der richtige Weg, um mit China umzugehen.»

Bei einem Nachtessen der Republikanischen Partei hatte Trump vor zwei Wochen zudem davon berichtet, dass ihn Vertreter vieler Länder anrufen und ihm dabei den Hintern küssen würden («kissing my ass»). Dazu ist Xi offensichtlich nicht bereit. 

Neue Allianzen

Gleichzeitig geht der chinesische Autokrat in die Offensive: Um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren, sucht China neue Absatzmärkte, insbesondere in Südostasien. Xi hat in diesem Monat bereits Vietnam, Malaysia und Kambodscha besucht. Dabei inszeniert er sich als Verfechter des Freihandels und einer offenen Weltwirtschaft.

In China selbst wird die harte Linie durch Propaganda begleitet. Dabei wird der Nationalstolz und die wirtschaftliche Stärke betont, worauf die Kommunistische Partei ihre Legitimität stützt. 

Analysten prognostizieren, dass China sein Ziel von fünf Prozent Wachstum 2025 nicht erreichen wird, was Binnenverschuldung und Jugendarbeitslosigkeit verschärfen könnte. Xi kann es sich auch deshalb nicht leisten, Schwäche gegenüber den USA zu zeigen. 

«Schmerzen tolerieren»

«Das chinesische System könnte besser darin sein, Schmerzen aus dem Handelskrieg zu tolerieren», erklärt Zhao Tong, China-Experte bei der Carnegie-Stiftung in Washington, D. C. Er befürchtet, dass sich das auch in Sicherheitsfragen äussern könnte, etwa bezüglich Taiwan. «Trump hatte zuvor mit einem Zoll von 100 Prozent gedroht, im Fall einer chinesischen Invasion.»

Nun seien schon höhere Zölle in Kraft, die Probleme in der chinesischen Wirtschaft jedoch nicht «unakzeptabel». Das zeige: Wirtschaftliche Drohungen würden China kaum von einer Invasion abhalten. Deshalb könne sich der militärische Wettbewerb der beiden Supermächte weiter verstärken. Das «Wall Street Journal» warnt bereits vor einem neuen Kalten Krieg. 

Ausgang ungewiss

Xi Jinpings Weigerung, direkt mit Trump zu sprechen, ist Teil einer Strategie, Schwäche zu vermeiden. In Südostasien schmiedet China gerade neue Handelsallianzen, um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren. Innenpolitisch setzt Xi auf Nationalstolz und versucht, die wirtschaftlichen Folgen abzufedern. 

Ob ihm das gelingt, hängt von der Fähigkeit Chinas ab, neue Märkte zu erschliessen und die Binnenwirtschaft zu stabilisieren. Jedoch ist klar: Für «Dealmaker» Trump ist der machtbewusste Xi eine harte Nuss.

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