USA gegen China
Könnte der Zollkrieg in einen richtigen Krieg münden?

Die stärkste und die zweitstärkste Volkswirtschaft der Welt schenken sich derzeit nichts. Im Handelskrieg schrauben die USA und China ihre Zölle weiter hoch. Auch militärisch stehen sich die beiden Supermächte feindlich gegenüber. Kommt es nun zum Krieg um Taiwan?
Publiziert: 11.04.2025 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2025 um 12:08 Uhr
Stehen sich im Zollstreit unversöhnlich gegenüber: Xi Jinping (l.) und Donald Trump.
Foto: AFP

Darum gehts

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Daniel JungRedaktor News

Die Zeichen stehen auf Eskalation: Der Handelskrieg zwischen China und den USA tobt seit einer Woche. Der Zoll-Schlagabtausch liess die Gemüter gewaltig hochkochen. Die chinesische Wortwahl klingt kriegerisch: Die USA seien «Erpresser». China sei bereit «für alle Arten von Krieg». Und: Wenn es sein müsse, werde man «bis zum Ende kämpfen».

Im gleichen Ton konterte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (44) Chinas Drohung: «Nun, die USA sind bereit für einen Krieg mit China. Diejenigen, die sich nach Frieden sehnen, müssen sich auf den Krieg vorbereiten.» Im Fokus: Taiwan. Vom «Economist» einst als «gefährlichster Ort der Welt» bezeichnet. Könnte der Zollkrieg in einen richtigen Krieg münden?

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Auf der Liste zuoberst: Am 2. April stellte Trump neue Zölle auch gegen China vor.
Foto: Mark Schiefelbein

Trump mag Xi, eigentlich

Zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit sah es so aus, als ob der neue Präsident die Beziehungen zu China verbessern wollte. Immer wieder zeigte Trump persönliche Anerkennung gegenüber Xi Jinping (71). Mehrmals sprach Trump auch über ein mögliches Treffen zwischen den beiden mächtigen Männern.

Im Februar sagte Trump, die USA, Russland und China sollten Gespräche über die nukleare Abrüstung starten. Somit könnten alle drei Länder ihre Militärausgaben senken. Kurz schien es, als wollte Trump die Spannungen gegenüber China abbauen. Nun aber ist alles anders.

«Bis zum Ende zu kämpfen»

Erste Zollmassnahmen gegen China hatte Trump schon 1. Februar erlassen, diese einen Monat später verschärft. Die chinesische Botschaft in den USA twitterte am 4. März: «Wenn die USA Krieg wollen, sei es ein Zollkrieg, ein Handelskrieg oder irgendeine andere Art von Krieg, sind wir bereit, bis zum Ende zu kämpfen.»

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Letzte Woche dann hatte China eine Reihe gross angelegter Übungen von Militär und Küstenwache rund um Taiwan durchgeführt. Dabei wurden Dutzende Flugzeuge und Schiffe eingesetzt, teilweise in Taiwans Luftverteidigungszone. Die chinesische Armee erklärte, dass ihre Luft-, See- und Bodentruppen für die «Übernahme der umfassenden Kontrolle, Angriffe auf See- und Landziele und Blockadeoperationen» trainiere.

«Diese Übungen sind keine Demonstrationen der eigenen Stärke, es sind Trainingseinheiten», schrieb der China-Experte Michael Sobolik kürzlich im «Wall Street Journal». China setze auf eine «Anaconda-Strategie» und wolle Taiwan langsam die Luft abschnüren, die Insel vom See- und Luftverkehr abschneiden.

Drängendste Gefahr für die USA

Die «Washington Post» zitierte Ende März aus einem geheimen Leitfaden des Pentagons. Darin bezeichnete Verteidigungsminister Pete Hegseth China als die akuteste Bedrohung für sein Ministerium, die Verhinderung einer chinesischen Besetzung Taiwans als wichtigstes Gefahrenszenario.

Taiwan mit seinen 23 Millionen Einwohnern produziert über 50 Prozent der weltweiten Halbleiter, die dortige Firma TSMC die meisten fortschrittlichen Chips. Die Insel spielt deshalb in der Weltwirtschaft eine wichtige Rolle.

Gemäss dem Schreiben soll die US-Truppenpräsenz rund um Taiwan durch U-Boote, Bomber, unbemannte Schiffe und Spezialeinheiten verstärkt werden. Der Plan sieht ausserdem vor, die Verteidigung der US-Truppenstandorte im Indopazifik zu verbessern, Vorräte anzulegen und die Logistik zu verbessern. Gleichzeitig soll aber auch Taipeh unter Druck gesetzt werden, seine Verteidigungsausgaben «erheblich zu erhöhen».

Taiwan will Trumps Wohlwollen

Der Handelskonflikt erhöht indirekt die Spannungen um Taiwan, indem er das Vertrauen zwischen den USA und China weiter untergräbt und die geopolitische Rivalität verschärft. Aber steigt damit auch die Kriegsgefahr?

«Ich glaube nicht, dass wir sofort zu dem Schluss kommen sollten, dass die Zölle die Gefahr für Taiwan erhöhen», sagt Simona A. Grano, China-Expertin an der Universität Zürich. Eher sei das Gegenteil wahr: In einer Situation, in der sich China bereits in einer wirtschaftlichen Rezession befindet und neue Märkte für überschüssige Waren suche, sei es unwahrscheinlich, dass Peking bereit sei, eine weitere Front in Form eines Krieges zu eröffnen.

Taiwan seinerseits nehme die Spannungen sehr ernst und versuche Trumps Wohlwollen zu erkaufen. Die taiwanesische Halbleiterindustrie investiere in den USA. «Und Taiwan kauft auch mehr Verteidigungswaffen von der Trump-Administration und hat am 13. März neue Vorschriften erlassen, um die chinesische Einflussnahme auf Taiwans Gesellschaft und Politik zu verringern», betont Grano.

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