Darum gehts
Die USA haben null Chance im Handelskrieg gegen China. Diese Botschaft verbreitet gerade ein ganzes Heer von chinesischen Propagandisten und Influencern. «Hallo aus China – ich zeige euch jetzt alle US-Produkte in meinem Zuhause», sagt ein Propagandist mit Millionenpublikum auf Tiktok süffisant und hält seine leeren Hände in die Kamera. Auch chinesische Politiker geben sich selbstsicher. Tenor: Uns kann es egal sein, wenn Trump stänkert. Denn China geht sowieso als Sieger vom Platz. Beispiele gibt es genug: Letzte Woche war Trump genötigt, Handys und Elektronik vom Zoll-Hammer auszunehmen – weil die Handypreise sonst durch die Decke gehen würden. Die Zeichen mehren sich: Donald Trump könnte sich im Kampf gegen China eine blutige Nase holen.
China kann auf Soja aus den USA verzichten, die Amerikaner nicht auf bezahlbare Smartphones
Die wichtigste Kategorie der amerikanischen Exporte nach China sind Ölsaaten und Getreide. Dazu gehören etwa Sojabohnen, die US-Farmer an China verkaufen. Darauf kann China jedoch verzichten – und das Soja etwa in Südamerika besorgen.
Bei den chinesischen Exporten ist die Elektronik das wichtigste Segment, das Trump am Wochenende vorläufig von den höchsten Zöllen befreit hat. Die USA sind aber auch bei wichtigen Medikamenten und seltenen Erden stark auf China angewiesen. Hier ist ein kurzfristiger Ersatz kaum möglich.
US-Firmen produzieren in China, chinesische Firmen kaum in den USA
Wenn Chinesen weniger Produkte aus den USA kaufen, dann leiden zuerst amerikanische Farmer – besonders auch in den «roten» Bundesstaaten, die Trump gewählt haben. China betreibt kaum Fabriken in den USA.
Wenn Amerikaner weniger Produkte aus China kaufen, dann bluten auch amerikanische Unternehmen – etwa Apple, die wertvollste Firma der Welt. Denn US-Firmen betreiben zig Fabriken in China. Apple kann den komplexen Prozess der iPhone-Herstellung mit Fachkräften und diversen Zulieferern nicht einfach in ein anderes Land verlagern. Auch deshalb hat Trump seinen Zoll-Hammer hier vorläufig zurückgezogen.
Die USA isolieren sich, China positioniert sich als zuverlässiger Partner
Trumps aggressive Zollpolitik zielt nicht nur auf China, sondern auch auf Verbündete in Europa, Kanada und Mexiko. Zwar wurden viele Zölle nun für 90 Tage pausiert, weiterhin in Kraft sind jedoch die 25 Prozent für Stahl und Aluminium. Ohne internationale Front bleibt die Wirkung der US-Zölle auf China aber begrenzt.
Während Trump als Elefant im Porzellanladen gerade die Wut der halben Welt auf sich zieht, schmiedet Xi Jinping (71) im Hintergrund neue Allianzen als verlässlicher Verfechter des globalen Handels. China stärkt gerade seine Partnerschaften mit der EU, mit den Asean-Ländern in Südostasien oder den Partnern der «Neuen Seidenstrasse».
China ist die «Bank von Amerika» – und hat ein Drohmittel
Die USA schulden China viel Geld, denn China hält hohe Bestände an US-Staatsanleihen. Im Dezember 2024 hielt China US-Schuldpapiere im Wert von 759 Milliarden Dollar. Zwar entspricht Chinas Anteil nur 2,1 Prozent der amerikanischen Gesamtverschuldung. Doch sollte China diese verkaufen, würde es die USA ins Chaos stürzen.
Die Preise für US-Staatsanleihen würden sinken, die Zinsen dagegen steigen. Das wäre ein Problem für den US-Staat, für Unternehmen und Private – weil auch Hypotheken, Autokredite und Firmenkredite teurer würden. Dies könnte die US-Wirtschaft bremsen. Bloomberg berichtete kürzlich von Spekulationen, dass China bereits Staatsanleihen verkauft haben könnte. Nach Verwerfungen auf dem Anleihenmarkt hatte Trump letzte Woche den Grossteil seiner Zölle aufgeschoben.
Trumps Partei muss bald wieder Wahlen gewinnen, Xi nicht
Trumps Zölle erhöhen die Preise für US-Verbraucher, was die Inflation antreibt und die Zustimmung für seine Politik untergräbt. Die republikanische Partei muss sich im November 2026 den Midterm-Wahlen stellen, wo sie ihre knappen Mehrheiten im Parlament verlieren kann. Führt Trump die Amerikaner in eine Rezession, dürfte seine Partei bestraft werden.
Xi Jinping ist weniger von den Meinungen seiner Bürger abhängig. Seine Kommunistische Partei kann wirtschaftliche Härten als Opfer für nationale Interessen darstellen. Kritik wird unterdrückt. Staatliche Medien stellen den Handelskrieg als Kampf gegen westliche Arroganz dar. Zudem kann Xi auf einen externen Sündenbock verweisen: Trump.